<158> Gewiß ist noch nicht Alles verloren, und ich habe noch einen günstigen Schimmer. Der Tatar muß in vollem Marsche sein, und ich schmeichle mir wenigstens, daß er mir ungefähr 20000 Mann Hülfstruppen geben wird. In Constantinopel erregen die Janitscharen einen Aufruhr, der dem Großvezier gilt. Als mein Brief abging, lag schon der achte Theil der Stadt in Asche, und die Feuersbrunst dauerte noch fort.
Sie haben wohl Recht, wenn Sie sagen, daß unsere Speculationen über die Zukunft, und alle politischen Muthmaßungen nur nichtig find» Wer kann besser davon reden, als ich? Seit sechs Jahren sehe ich mich ja durch alle politischen Ungewitter von Europa bestürmt; stets dem Schiffbruche nahe, bis jetzt gleichsam durch ein Wunderwerk erhalten, und doch immer neuen Gefahren ausgesetzt.
Alles, was in Rußland vorgeht, konnte der Graf Kannitz nicht vorhersehen; Alles, was in England vorgegangen ist, und wovon Sie das Gehässige noch nicht einmal wissen, konnte ich bei meinen Planen nicht in Anschlag bringen. Hieraus folgt, daß man als Regent eines Staats in unruhigen Zeiten sich häufig betrogen sieht. Besonders aus diesem Grunde wird mir diese undankbare und fruchtlose Arbeit zuwider, und er macht meine Liebe zu den Wissenschaften, die uns im Stillen und im Schooße des Friedens beschäftigen können mehr als jemals lebendig. Der Gelehrte hat etwas Gewisses vor sich, der Politiker aber fast gar kein sicheres Datum.
Den 30sten stoßen die Russen zu uns. Bei ihrer Ankunft wird unsere Unthätigkeit aufhören, dann werde ich, trotz Allem, was daraus entstehen kann, von Neuem große Abenteuer wagen. Das wäre denn der siebente Akt unsers Trauerspiels! Das Stück währt zu lange! Der Russische Kaiser hat die Katastrophe darin eingeleitet; ich muß an der Auflösung des Knotens arbeiten, um es so gut als möglich zu endigen. Jetzt beschäftigen mich eine Menge vorläufiger Ein-