<174>nimmt, und der seine Sinne und seine Geisteskräfte dahinschwinden steht!
Alles in unserm Leben hat seine Zeit. In meinem Alter, lieber Marquis, sind Bücher, Umgang, ein guter Lehnstuhl und eine warme Stube Alles, was mir übrig bleibt; und wenige Augenblicke nachher kommt dann das Grab. Leben Sie wohl. etc."
13. August 1762
An Ebendenselben :
"Des Guten und der Uebel bunt Gemisch,
Womit der Himmel unsrer Jahre Lauf
Bestreut, zerrüttet stets durch Ebb' und Fluth
Der Menschheit leicht zertrümmertes Geschick,
Die Zukunft ist verhüllt, den Göttern nur
Bekannt. Wenn sie der Mensch durchdringen will,
So täuscht er sich; sein Streben ist umsonst,
Sein Rechnen falsch, verschwendet seine Kraft;
Eh' er es glaubt, zerschmettert ihn ein Schlag.
Marquis, ach! Alles auf der Erdenwelt
Ist stets nur Unbestand und Nichtigkeit,
Wenn uns ein Unglück plötzlich traf — sogleich
Wird durch uns selbst die Last noch drückender;
Verzweifeln läßt es uns, ist äußerst groß,
Erträglich kaum. Allein wir denken bald
Ganz anders, bieten ihm am Ende Trotz.
Was nähren wir der Sorgen Schaar in uns
So stark? — wir wohnen in des Wechsels Reich,
Umringt von Uebel, das uns Leiden schafft,
In jeder harten Prüfung unsers Muths
Laß so uns denken, wie der Weis' es thut!
Des Unglücks Last bedrückt uns heute schwer;
Doch morgen schon, Marquis begünstigt uns
Das flatterhafte Glück, wir lachen dann.
So laß uns denn nicht länger mürrisch sein,
Nicht klagen über Mißgeschick, das ja