<186>sen, daß ich mein Möglichstes gethan, die jungen Leute zum Studiren und zu einem soliden Fleiße zu ermuntern. Liederlichkeit, Geschmack an Kleinigkeiten und Trägheit sind die Hindernisse gewesen, die ich nicht aus dem Wege räumen können. Jetzt, da ich alt und hinfällig bin, was können Sie am Abend meines Lebens von mir erwarten? Was mir in jüngern Jahren nicht gelingen wollen, wird es mir jetzt um so weniger, da ich die Welt als einen Ort ansehe, den ich nächstens verlassen muß, und mich selbst als einen, der im letzten Akte des Stücks spielt, in dem ihm das Verhängniß auf dieser lächerlichen Bühne eine Rolle zugetheilt hat. Vielleicht habe ich noch Gelegenheit, Sie diesen Winter irgendwo zu sehen, ob ich gleich nicht weiß wo, noch wann. Lassen Sie mich doch wissen, ob Sie mir zu Liebe eine kleine Reise unternehmen können, die weder lang, noch gefährlich sein soll. Leben Sie wohl. etc."
19. Oktober 1762
Der König an die Gräfin Camas :
"Gern nähme ich tagtäglich eine Festung weg, mein liebes Mütterchen, damit ich recht oft von Ihren lieben Briefen zu lesen bekäme. Aber Schwachköpfe von Commandanten bringen mich zuweilen darum auf eine schimpfliche Weise; und wenn ich einmal Kaiser habe, die mir wohl wollen, so schafft man sie gleich auf die Seite. Denken Sie Sich also die saubere Lage, in der ich mich befinde.
Wenn unser Kaiser noch lebte, würden wir diesen Winter Frieden haben, und Sie könnten mit Sack und Pack nach Ihrem sandigen Berliner Paradiese zurückkehren. Allein das Publikum, welches sich immer gern schmeichelt, hat ohne Grund geglaubt, daß der Friede der Einnahme von Schweidnitz folgen würde. Auch Sie haben vielleicht das Nämliche geglaubt, allein ich versichere Sie, so viel ich davon begreifen kann, daß unsere Feinde bis jetzt noch nicht die geringste Lust haben, sich mit mir zu vertragen. Urtheilen Sie demnach, ob es wohl gerathen sein würde, nach Berlin zurückzukehren, auf die Gefahr, bei dem ersten Schreckschusse sich nach.Spandau zu flüchten.