<23> Wiese (Dresden). Der König läßt den Oestreichischen Commandanten von Dresden, Maquiere, auffodern, die Stadt zu übergeben. — Anfang der Belagerung.
14. Juli 1760
Ward die Pirnaische Vorstadt von Dresden erobert. Der König begiebt sich mit seinem Gefolge in das Holländische Haus, wo ihn der Feind mit mehr als 25 Stückschüssen begrüßte. Dresden wird beschossen.
15. Juli 1760
Der König an d'Argens :
"Sie schmeicheln sich vergebens, mein lieber Marquis; meine Umstände nehmen eine abscheuliche Wendung. Durch die Belagerung von Dresden glaubte ich ihnen wieder aufzuhelfen; aber — ich werde die Stadt erobern, und damit um keinen Schritt weiter kommen. Machen Sie immer im Voraus meine Grabschrift, und trauen Sie mir zu, daß ich meine Lage deutlich genug sehe, um sie, nicht ohne Grund, für verzweifelt zu halten. Die Englischen Flotten erhalten überall große Vortheile, so daß man ihnen keinen Vorwurf machen kann. Prinz Ferdinand hat, statt derl 100000 Mann, die Sie ihm geben, nicht mehr als 60000: dies macht in dem Gemälde eine kleine Abänderung. Sie urtheilen nach den Zeitungen, allein diese sind nicht wahr und so werden Sie getäuscht. Laudon hat in dem Gefecht bei Landshut 10000 Mann verloren, dessen ungeachtet bleiben den Oestreichern noch 95000 Mann gegen mich übrig. Die Russen haben 60000 Mann. So ist meine Lage; vieles noch nicht einmal mitgerechnet, von dem ich jetzt schweigen muß, das ich aber werde sagen können, sobald es geschehen ist.
Das Lustspiel : die Philosophen, ist ziemlich gut ausgearbeitet; allein es enthält Anspielungen, die keine Wirkung auf mich gethan haben, weil ich nicht wußte, wohin sie zielen; z. B. die Stelle: Jeune homme, prends et lis. Ach! mein lieber Marquis, zu einer andern Zeit würde mir das Alles viel Vergnügen gemacht haben; aber jetzt sehe ich nur den Schlund vor mir, in den ich bald stürzen werde.