Wir erwarten hier Herrn Helvetius 2). Nach seinem Buche zu urtheilen, wird der erste Tag unsrer Bekanntschaft der schönste sein. Allein man sagt, daß er unendlich mehr werth ist, als sein Buch, welches mit allem seinem Witze mich weder überredet, noch überzeugt hat. etc. Ich lebe hier jetzt in der größten Ruhe. Mein Zeitvertreib ist, Verse auszubessern, die ich in den Zeiten der Unruhe verfertigt habe, und die ich Gedichte aus dem Pontus nenne. Freilich, Sylben abzählen und am Ende einen Reim daran hängen, ist eine sehr unbedeutende Beschäftigung in Vergleich mit den Arbeiten gewisser großer Geister, die den weiten Umfang des Raumes messen. Mag es doch! Ich werde ihnen, wie Fontenelle, sagen: Daß jedes Alter sein Steckenpferdchen haben muß. Ich bin alt, ich fühle mich schwach, und die Verse machen mir Vergnügen. Meine Philosophie sagt mir, daß es in der Welt so viel Unangenehmes und so wenig Freuden giebt, daß man diese festhalten muß, wo man sie findet. Der große Punkt ist: glücklich zu sein, wäre es auch durch Puppenspiel. etc.
Sollten Sie wohl glauben, daß ich von Voltaire einen Brief erhalten habe? Ich habe ihm sehr höflich geantwortet, zugleich aber so Manches von * * * eingemischt+, daß dies ihn hindern wird, Mißbrauch von meinem Briefe zu machen. etc.
Wir haben einen Prinzen aus Curland hier gehabt, der zwanzig Jahr in Sibirien zugebracht hat ++. Alles, was er
+ Siehe oben den Anfang des Briefes vom König an Voltaire vom 1. Januar.
++ Der Vater dieses Prinzen Ernst Johann von Biron, Herzog von Curland, war nach dem Tode der Kaiserin Anna von Rußland, ihrer Anordnung gemäß, zum Regenten des Reichs während der Minderjährigkeit des jungen Kaisers Iwan ernannt worden. Er wurde aber 1740 von der Mutter desselben, der Meklenburgschen Prinzessin Anna (Gemalin des Prinzen Anton Ulrich von Braunschweig), gestürzt und mit seiner Familie nach Sibirien verbannt. Der Kaiser Peter III rief ihn und seine Familie 1762 wieder zurück.