<30> zubringen, war erst ein kleines Gefecht nöthig. Hoffentlich wird er Ihnen meinen Brief zugestellt haben.
So lange ich lebe, bin ich in keiner so mißlichen Lage gewesen, als in diesem Feldzuge. Glauben Sie mir, noch immer gehören Wunder dazu, wenn ich alle die Schwierigkeiten überwinden soll, die ich vorhersehe. Ich werde, wenn sich Gelegenheit ereignet, ganz gewiß meine Pflicht thun, aber, lieber Marquis, vergessen Sie nicht, daß ich nicht über das Glück gebiete, und daß ich genöthigt bin, in meinen Planen dem Zufall zu viel zu überlassen, da es mir an Mitteln fehlt, gründlichere zu entwerfen. Ich soll herkulische Arbeiten in einem Alter endigen, worin mich die Kräfte verlassen, meine Schwachheiten zunehmen, und, aufrichtig zu reden, selbst Hoffnung, der einzige Trost der Unglücklichen, mir zu mangeln anfängt. Sie kennen die Umstände nicht genug, um sich einen deutlichen Begriff von den Gefahren zu machen, die dem Staate drohen, ich kenne und verschweige sie. Alle Besorgnisse behatte ich für mich, und theile dem Publikum bloß die Hoffnungen und die wenigen guten Nachrichten mit, die ich ihm geben kann. Gelingt der Streich, auf den ich denke, dann, lieber Marquis, wird es Zeit sein, der Freude freien Lauf zu lassen. Allem bis dahin wollen wir uns mit Nichts schmeicheln, aus Furcht, daß eine unerwartete üble Nachsicht uns zu sehr niederschlagen möchte.
Ich lebe hier wie ein kriegerischer Karthäuser. Ich muß viel an meine Geschäfte denken; die übrige Zeit widme ich den Wissenschaften, die mich trösten wie jenen Consul, den Redner, den Vater des Vaterlandes und der Beredsamkeit. Ob ich diesen Krieg überleben werde, weiß ich nicht; aber wenn es geschehen sollte, so bin ich fest entschlossen, den Ueberrest meiner Tage in der Einsamkeit, im Schooße der Philosophie und der Freundschaft zuzubringen. Sobald der Briefwechsel ungehinderter ist, werden Sie mir ein Vergnügen machen? wenn Sie mir öfter schreiben. Wo wir diesmal