<36> Seele behalten, und Ihre Gesundheit hat dadurch nicht gelitten.
Die Abschrift des Briefes, die Sie mir schicken +, ist wirklich von mir; einige Fehler im Styl ausgenommen, die sich vermuthlich bei dem Kopiren eingeschlichen haben. So wird das Ende meiner Tage vergällt, lieber Marquis, so spottet das Glück der schwachen Sterblichen! Aber ich bin seiner Gunstbezeigungen und seines Eigensinnes müde, und denke darauf, mir eine Lage zu verschaffen, in der ich weder von den Menschen, noch von den Göttern etwas befürchten darf. Leben Sie wohl, lieber Marquis; beruhigen Sie Sich und lesen Sie noch einmal Virgil's zweiten Gesang, worin Sie ungefähr ein Bild von Dem sehen werden, was mein Vaterland erlitten hat.
Schreiben Sie mir, Sie haben Muße dazu, und vergessen Sie mich nicht."
23. Oktober 1760
In Tragun.
25. Oktober 1760
In Coswig.
26. Oktober 1760
In Jonitz (auch vielleicht in Dessau?).
27. Oktober 1760
In Kemberg.
28. Oktober 1760
Der König an d'Argens :
"Nennen Sie meine Gesinnungen, wie Sie wollen, lieber Marquis. Ich sehe, daß wir in unsern Begriffen nie übereinstimmen werden, und daß wir von sehr verschiedenen Grundsätzen ausgehen. Sie schätzen das Leben wie ein Sybarit, und ich? — ich betrachte den Tod wie ein Stoiker. Nie werde ich den Augenblick sehen, der mich nöthigt, einen nachtheiligen Frieden zu schließen; keine Bewegungsgründe, keine Beredsamkeit können mich dahin bringen, daß ich meine Schande unterschreibe. Entweder lasse ich mich unter den Ruinen meines Vaterlandes begraben, oder sollte dieser Trost dem Geschicke, das mich verfolgt, noch zu süß scheinen; so werde
+ S. Siehe 31 die Note.