<85> Brief um der Freundschaft und Achtung willen, die ich stets für Sie haben werde. Leben Sie wohl."
?? April 1761
An Ebendenselben :
"Ich danke Ihnen, Marquis, für Ihren Brief. Heute habe ich Ihnen nichts Unangenehmes zu schreiben; vielmehr kann ich Ihnen etwas mittheilen, was Trost und Aussichten zu Hoffnungen giebt. Broglio ist über den Main zurückgegangen, und hat nur 2000 Mann in Cassel zurückgelassen. Diese Mäßigung giebt aufs Neue Frankreichs friedfertige Gesinnungen zu erkennen.
Die Oestreicher habein noch immer gegründete Besorgnisse wegen ihrer Besitzungen in Italien, die Empörung in Ungarn dauert fort; der Hof fängt an, friedlichere Gesinnungen anzunehmen, und allem Anschein nach neigt sich dieser grausame und verderbliche Krieg zu Ende. Das giebt mir wieder einige Hoffnung, wenigstens eine vorübergehende Fröhlichkeit, und damit ist immer etwas über den Feind gewonnen. Ich beschäftige mich hier damit, mein Gedächtniß voll zu pfropfen und dem Lastthiere, das die Ehre hat, meinen litterarischen Schatz zu tragen, seine Bürde zu erleichtern. Mit dem de Thou bin ich fast zu Ende. Dies Buch ist sehr gut geschrieben und verdient meine ganze Zufriedenheit.
Voltaire's Beurtheiler hat ihn, dünkt mich, ziemlich gut getroffen; doch ist er zu strenge. Wenn auch Voltaire's Geschichte nicht belehrend ist, so bleibt sie, was man auch sagen mag, doch wenigstens artig. Es ist ein Scherz, ein Miniaturgemälde von einem Correggio; und von uns würde gewiß keiner wünschen, daß dies Werk unterdrückt würde.
In Kurzem denke ich Ihnen noch einige gute Nachrichten von unsern Zuge nach dem Voigtlande geben zu können, von dem ich alle Augenblicke Bericht erwarte. Leben Sie wohl, mein lieber Marquis. Schlafen Sie ruhig; binnen einigen Wochen wird Ihre Sicherheit durch Nichts gestört werden;