Januar 1763.
A.
Januar 1763
Der König in Leipzig.
22. Januar 1763
Der König an die Gräfin Camas :
"Ein und fünfzig Jahr, mein liebes Mütterchen, sind keine Kleinigkeit. Es ist ja fast der ganze Umfang des Spinnrockens des Fräuleins Clotho, die unsere Schicksale spinnt. Ich danke Ihnen für den Antheil, den Sie daran nehmen, daß ich bis dahin gelangt bin. Sie interessiren Sich für einen alten Freund, für einen Diener, dessen Gefühle weder das Alter, noch die Entfernung jemals umzuwandeln vermag, und der in diesem Augenblick mit einer Art von Zuversicht hofft, Sie noch einmal wieder zu sehen und Sie zu umarmen, wohl verstanden, wenn Sie die Gewogenheit haben, mir so was zu erlauben.
Ja, mein liebes Mütterchen, ich glaube, Sie werden in Berlin sein, bevor noch Flora die Erde mit ihren Gaben wird geschmückt haben, damit ich mich poetisch ausdrücke, und wenn ich mich ja recht innig freue, Jemand in dieser Hauptstadt wieder zu sehen, so sind Sie es, wahr und wahrhaftig; allein plaudern Sie das nicht aus. Dies ist keine poetische Redensart, sondern muß ganz buchstäblich genommen werden. Der Himmel wache über Ihre Tage und überhäufe Sie mit so viel Segnungen, als Ihre Tugenden deren verdienen. Wenn ich Sie nur gesund, heiter und zufrieden sehe, und daß Sie mir Ihre Freundschaft bewahren! Ich verdiene sie bloß, mein liebes Mütterchen, in Hinsicht meiner unwandelbaren Anhänglichkeit an Sie, und diese will ich bewahren bis zu dem Augenblick, wo die feindselige Parze meinen Lebensfaden zerschneiden wird."
18. Januar 1763
Werden 26 Kanonen und mehrere Munitionswagen, welche der Gen.-Maj. von Kleist im Reiche erobert hatte, nach Berlin und ins Zeughaus gebracht.
<202>19. Januar 1763
Der Kaiser Franz läßt dem Reichstag zu Regensburg die Erklärung abgeben, daß er alle Mitstände im Deutschen Reiche von der Verbindlichkeit der Hülfsleistung loszähle, und Oestreich den Krieg allein führen wolle.
25. Januar 1763
Circular wegen verbotenen Drucks und Verlags derer Bücher, welche in die Publica einschlagen. Es wird darin, wie schon früher unter dem 7. Juni 1746 geschehen, wiederholt befohlen, daß dergleichen Schriften, bei 100 Species-Ducaten Strafe, nicht ohne des Königs oder des Departements der auswärtigen Angelegenheiten Erlaubniß in den Königlichen Landen weder gedruckt, noch verkauft werden sollen. Unter den Büchern, welche besonders während des letzten Krieges durch die schnöde Gewinnsucht der Buchhändler, diesem Befehl zuwider, gedruckt und verkauft worden sind, werden besonders namhaft gemacht: "Ein erdichtetes Supplement aux oeuvres et poësies diverses du Philosophe de Sanssouci, ingleichen: Geheimnisse zur Erläuterung der Geschichte unsrer Zeit 202-+."
202-+ Die erste Schrift hat auch den Titel: Nouveaux secrets à l'eclairicissement de l'histoire du Philosphe de Sans-souci a et de la guerre d'aujourd'hui.
Außer einem kurzen Abriß der Regierung des Königs enthält sie als Anhang : Epitre des champs elisées donnée de Keith au Philosophe de Sans-souci etc., Londres 1763. Zusammen 123 Seiten. kl. 8. Mit einem Portrait des Königs nach G. Schmidt. Die zweite Schrift enthält in 7 Kapiteln manches nicht allgemein Bekannte über den Preußischen, Sächsischen und Französischen Hof und über den siebenjährigen Krieg. Als Anhang : zwei Gedichte wider und für den König von Preußen etc. 1761, ohne Druckort. 118 S. kl. 8.