Juli.
A.
Juli 1763
Der König in Potsdam.
2. Juli 1763
Der König an die Gräfin Camas 219-+ :
"Mein liebes Mütterchen, Ihr Brief, so wie Ihr Andenken haben mir eine wahre Freude gemacht, weil sie mir be<220>weisen, daß es mit Ihrem Befinden besser geht. Man versichert mir, es sei dabei keine Gefahr mehr, und daß Sie bald wieder hergestellt sein werden. Meine Schwester wird in einer Stunde hier eintreffen, ich gestehe Ihnen, daß ich mich recht sehr darauf freue. Versuchen Sie doch, mein gut Mütterchen, etwas frische Luft zu schöpfen. Es ist das erste und beste aller Arzeneimittel und wird Balsam für Ihr Blut sein, und Sie gänzlich wieder auf die Beine bringen. Niemand kann Ihnen das aufrichtiger wünschen, als ich. Sie kennen mein altes Herz, immer unwandelbar und von der Art, daß es Sie, so lange es schlägt, lieben wird. Leben Sie wohl, mein Herzensmütterchen. Sorgen Sie ja recht für Ihre baldige Wiederherstellung und vergessen Sie mich nicht. Ich werde, mein liebes Mütterchen, Ihr Schreiben meiner Schwester mittheilen, die sich Ihres Andenkens recht sehr freuen wird. Es thut mir zwar außerordentlich leid, daß ich mich hier Ihrer nicht erfreuen kann; allein ich finde, daß Sie vollkommen Recht haben, Sich zu schonen, und im Grunde würde ich hier Ihren lieblichen Umgang sehr wenig genießen können, denn wir befinden uns wie auf einer allgemeinen Versammlung des heiligen Römischen Reichs, umringt von dreißig Prinzen und Prinzessinnen, und dann verhindern mich auch meine Gebrechlichkeiten, an allen Gastereien Theil zu nehmen. Bei den großen Feierlichkeiten bin ich zugegen, und in den Zwischenräumen suche ich mich etwas zu erholen. Der alte Baron 220-+ spricht meinen gelähmten Beinen Hohn; er hat so eben mit dem Prinzen Friedrich zu Fuße ein Wettrennen gehalten. Ich, der ich auf einem Beine umherhinke, ungefähr wie eine Schildkröte, ich schaue dem Wettrennen zu, wie ein Gichtbrüchiger einem Ballette des Denis.
Schlafen Sie wohl, mein liebes Mütterchen. Ich hoffe Sie wieder zu sehen, sobald ich wieder zu Beinen gelangt<221> sein und mich im Stande sehen werde, die Schloßtreppen zu erklimmen, die zu Ihrem Paradiese führen. Ich verbleibe auf ewig der älteste Ihrer Anbeter."
13. Juli 1763
Der König von Potsdam nach Charlottenburg bis den 19ten.
17. Juli 1763
D'Alembert beim König in Charlottenburg. Er ging an demselben Tage nach Schönhausen, wo er der Königin vorgestellt wurde.
18. Juli 1763
Der General von Ramin nach Charlottenburg zum König.
18. Juli 1763
Der König mit dem Prinzen von Preußen nach Potsdam.
19. Juli 1763
D'Alembert und die Generale von Lentulus und von Seydlitz nach Potsdam zum König. Um diese Zeit war es, wo Seydlitz den Feldprediger seines Regiments, Balte, der in der Schlacht bei Roßbach tapfer mitgefochten, dem Könige empfahl, der auch sogleich die eben erledigte Feldprobststelle für ihn bestimmte. (Samml. der Anekdoten XVII. 20). Auch von der Dichterin Karsch sprach Seydlitz zum König.
?? Juli 1763
Um diese Zeit kam die Schwester des Königs, die Markgräfin von Schwedt, mit ihren beiden Töchtern nach Potsdam zum König.
21. Juli 1763
Der König an den General von Fouqué in Brandenburg :
"Hierbei sende ich Ihnen das so lang erwartete Service, das endlich fertig geworden. Ich wünsche, daß Sie Sich desselben noch viele Jahre bei gutem Wohlsein bedienen mögen. Melden Sie mir doch, ich bitte Sie, wie es um Ihre Gesundheit steht. Ich habe große Lust, Ihnen Kothenius 221-+ zu schicken, damit Sie wahre Arzeneien und nicht Quacksalbereien brauchen, die Ihnen nichts helfen können. Hierüber erwarte ich Ihre Antwort, und versichere Sie meiner aufrichtigen und vollkommenen Freundschaft."
30. Juli 1763
An Ebendenselben :
"- etc. Sie erstaunen, daß ich Sie liebe? Dann hätten Sie Ursach, wenn ich einen Krieger, der sich Ruhm erwor<222>ben, einen rechtschaffenen Mann und noch überdies meinen alten Freund nicht liebte. — etc. Sie können zu Brandenburg bleiben, so lange Sie wollen, aber besuchen müssen Sie mich zuweilen; es ist ja nicht weit. Wenn ich weiß, daß Sie zu mir kommen wollen, werde ich Ihnen meine Pferde auf den halben Weg entgegen schicken, etc. Ich habe meine Schwester von Schwebt mit ihrer ganzen Familie hier."
219-+ Diesr Brief hat zwar in den hinterl. Werken des Königs das Datum : d. 2. Juni, ohne Angabe des Orts, allein seinem Inhalte nach kann das nicht richtig sein. Die darin erwähnte Schwester des Königs, die Markgräfin von Schwede, Sophie, kam erst Ende Juli mit ihren beiden Töchtern nach Potsdam, scheint jedoch vorher schon einige Zeit in Berlin gewesen zu sein, daher der Brief wohl erst in diesem Monat geschrieben worden ist.
220-+ Pöllnitz.
221-+ Leibarzt des Königs.