Dezember.
A.
Dezember 1766
Der König in Potsdam.
8. Dezember 1766
Der Kammerherr von Edelsheim zum König nach Potsdam.
<281>17. Dezember 1766
Der König mit Gefolge nach Berlin, wo er den kranken Genneral von Hülsen besucht.
19. Dezember 1766
Der König sendet dem General Fouqué mit einem freundlichen Briefe ein Tafelservice von Porzellan.
?? Dezember 1766
Der König an Voltaire :
"Meinen besten Dank für die eben von Ihnen erhaltene schöne Tragödie, und die interessanten Werke, welche bald nachkommen werden.
Ich habe befohlen, daß man Fleury's Auszug in Berlin aufsuchen und Ihnen schicken soll, wenn sich irgendwo noch ein Exemplar befindet. Man sagt, ein gewisser Doctor Ernesti habe dies Werk widerlegt. Das Drolligste dabei ist, daß er, ein Lutheraner, sich genöthigt gesehen hat, die Sache des Pabstes zu vertheidigen. etc.
Zugleich sende ich Ihnen ein, in Ansehung seines Gegenstandes, merkwürdiges Gedicht — die Betrachtungen des Kaisers Mark-Aurel in Verse gebracht. Noch immer lieb ich die Dichtkunst. Zwar habe ich hierzu nur schwache Talente, da ich aber bloß zu meinem Zeitvertreibe Papier besudle, so liegt dem Publikum wenig daran, ob ich Whist spiele oder gegen die Schwierigkeiten in der Versifikation ankämpfe. Dies ist weit leichter und minder gefährlich, als wenn man die Hyder des Aberglaubens angreift.
Sie halten dafür, ich sei der Meinung, der Zaum der Religion wäre nöthig, um das Volk in Ordnung zu halten; ich versichere Ihnen, des Glaubens bin ich nicht, vielmehr nöthigt mich die Erfahrung, Bayle'n beizupflichten. Ohne Gesetze kann kein Staat bestehen, wohl aber ohne positive Religion, wofern nur eine Obergewalt in demselben vorhanden ist, die durch Leibesstrafen dem großen Haufen Gehorsam gegen die Gesetze abnöthigt. Die Erfahrung bestätigt dies. Auf den Marianischen Inseln hat man Wilde gefunden, die nicht die geringste metaphysische Idee im Kopfe hatten. Noch mehr wird dies durch das Chinesische Reich dargethan, worin<282> alle Großen keine andere Religion als den Deismus haben. Das Volk in dieser weitläuftigen Monarchie ist indessen, wie Sie wissen, dem Aberglauben der Bonzen unterworfen.
Eben daher behaupte ich, anderwärts würde es nicht besser gehen, und ein von allem Aberglauben gereinigter Staat erhielte sich nicht lange in seiner Reinheit, sondern neue Ungereimtheiten würden bald in die Stelle der alten treten, und das nach Verlauf von kurzer Zeit. Die kleine Dosis gesunder Vernunft, die sich auf der Oberfläche dieser Erdkugel vertheilt findet, ist meines Erachtens hinreichend, eine allgemein verbreitete Gesellschaft, wie ungefähr die der Jesuiten, zu errichten, aber nicht einen Staat.
Ich halte die Arbeiten unsrer neuen Philosophen für sehr nützlich, denn man muß die Menschen dahin bringen, daß sie sich des Fanatismus und der Intoleranz schämen. Man dient der Menschheit, wenn man jene grausamen und schrecklichen Thorheiten bekämpft, welche unsere Vorfahren in reißende Thiere verwandelten. Durch Zerstörung des Fanatismus vertrocknet man die schädlichste Quelle der Zwistigkeiten und Feindschaften, welche dem Gedächtnisse von Europa noch gegen, wärtig sind, und deren blutige Spuren man bei allen Völkern wahrnimmt. etc.
Sie fragen mich, was ich von Rousseau aus Geneve halte? Ich denke, er ist unglücklich und zu beklagen, doch gefallen mir weder seine Paradoxen, noch sein cynischer Ton. Die Leute in Neuchatel sind übel mit ihm umgegangen. Man muß die Unglücklichen in Ehren halten, nur schlechte Seelen können sie unterdrücken."
In diesem Jahre ist das Gedicht: "An den Abbe Bastiani" geschrieben. (H. W. VIl. 173).
Der König macht der Königin, den Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses und der regierenden Herzogin von Würtemberg prächtige Geschenke an Porzellan, reichen Stoffen und andern Kostbarkeiten.
<283>B.
2. Dezember 1766
Edict, betreffend das Schuldenmachen der Officiere. Anfang des Carnevals. Sonntag: Cour bei der Königin; Montag : Oper; Dienstag : Redoute; Mittwoch: Französisches Schauspiel; Donnerstag : Cour bei der verwittweten Prinzessin von Preußen; Freitag : Oper; Sonnabend : Ruhe.
Die Opern waren : Cajus Fabricius und Ie festi galanti. Die Französischen Schauspiele: le misantrope, Bajacet, Democrit à la Cour, les Bourgoises à la mode, le Joueur, l'Ecossoise.