Oktober.

A.

Oktober 1768

Der König in Potsdam.

4. Oktober 1768

Der König an d'Alembert :

"Als ich Ihnen die Posse über die Faulheit schickte, glaubte<309> ich nicht, das Haupt einer Sekte zu werden. Ich thue mir sehr viel darauf zu gut, Philosophen zu Schülern zu haben; doch schreibe ich diese Bekehrung nicht der Stärke meiner Gründe zu. Man muß billig sein und einräumen, daß wer das Roß seiner Einbildungskraft in allen metaphysischen Laufbahnen herumtummelt, wer das letzte Ende aller Dinge, oder besser zu sagen, die Grenzen, die den Geist des Menschen beschränken, gesehen hat, — daß der, nach diesen vergeblichen Versuchen, sich nun in Rücksicht der Naturgeheimnisse, die der Mensch nie enträthseln wird, die Geistesträgheit erlauben wird. Ferner ist es auch wahr, daß das menschliche Leben ein Kinderspiel ist, wo muthwillige Buben wieder aufrichten, was Andere niedergerissen hatten, oder zernichten, was Andere aufbauten; wo Schulknaben, unruhiger und hitziger als die übrige Menge, die Ruhe der Gesellschaft stören; wo gefräßige Küchenjungen ihren Kameraden das Fleisch stehlen und ihnen nur die Knochen lassen. Wären diese Lärmstifter als Faule geboren, so würde, meiner Meinung nach, die menschliche Gesellschaft nichts dabei verloren haben. etc.

Die übrigen Werke, welche Sie von mir wünschen, werden so bald noch nicht das Licht erblicken. Das eine, welches ich "Die den Verstand zertrümmernde Despotenkeule" nenne, bestimme ich für Ihr Vaterland, und werde es herausgeben, wenn ich um eine Stelle bei der Französischen Akademie anhalte. — etc. Das Buch: "Vom Nutzen der Armuth, aus der Politik und Religion erwiesen," soll zu Wien herauskommen, wenn anders nicht Herr van Switen es in den Index der verbotenen Bücher setzt. Nach meiner Ueberzeugung wird dieses Werk die getreuen Unterthanen der Kaiserin Königin Majestät belehren, daß das Geld des Staats bloß dem Monarchen gehört; daß das Volk tugendhaft bleibt, so lange es arm ist, wovon die Spartaner zeugen, und die Römer zur Zeit ihrer ersten Consuln; und endlich, daß kein Reicher das Himmelreich ererbt. etc.

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Das Podagra, meine Reisen und meine Beschäftigungen haben diese wichtigen Arbeiten ein wenig verzögert. Meine Gesundheit, an der Sie so innig Antheil nehmen, ist ganz gut wiederhergestellt. Die Natur hat mir auferlegt, drei Jahr hindurch den Stoff zu sammeln, woraus nach erlangtem Grade der Reife das Podagra entsteht; und das heißt gewiß noch ganz glimpflich behandelt. Der Fürsten Geduld muß eben sowohl geprüft werden, als die Geduld des Privatmanns, weil sie aus einerlei Leimen geknetet sind. Man muß sich mit dem Gedanken seiner Zerstörung bekannt machen und sich bereiten, in den Schoß der Natur zurückzukehren, aus dem man hervorgezogen ward, etc."

23. Oktober 1768

Der König an Fouqué :

"Werthester Freund. Hier bringe ich Ihnen einen kleinen Tribut, sehen Sie nicht auf die Summe, sondern auf das liebevolle Herz des treuesten Ihrer Freunde, der Ihnen gern ein Vergnügen machen möchte. etc."