<239>sandte er ihm am 8ten eine andere Übersetzung aus dem Tacitus. (Annales, Lib. 14, Cap. 53).
8. November 1780
Der König antwortete ihm auf der Stelle: "Das ist gutes Deutsch, und einer der besten Aufsätze, den ich bisher gesehen. Aber, verzeihen Sie meiner vielleicht zu strengen Kritik, das Wort : Beispiel gefällt mir nicht, es muß Exempel heißen. Ganz gewiß würden Leute von Ihrer Fähigkeit und Ihren Kenntnissen, wenn sie sich mit der Bildung der Deutschen Sprache beschäftigten, darin glücklich sein. Ich danke Ihnen indeß, das; Sie nur diese Arbeit haben mittheilen wollen."
9. November 1780
Der Minister, um dem König eine bessere Meinung von der Deutschen Sprache beizubringen, überschickte ihm die Erzählung: "Das Schöne" von von Nicolai +." Der König schickte sie mit folgender Antwort zurück : "Das ist erträglicher, als was lch gestern gelesen habe, aber doch sind auf zwei Seiten auch zwei Fehler. Brennende Wangen können wohl bei einem Menschen Statt haben, der vor Zorn außer sich, oder von Wein berauscht ist, aber hier ist es ein falsches Beiwort; für einen Prinzen, der sich freuet, paßt es nicht. Ich bin zu aufrichtig, als daß ich solchen Fehlern Beifall geben könnte." Als der Minister von Herzberg nach Berlin zurück gekehrt war, schickte ihm der König die Abschrift von seiner Arbeit: de la Litterature etc. mit folgendem Schreiben:
10. November 1780
"Hier ist der Nest von meinem Auflage abgeschrieben. Ich habe keine Verbesserungen darin gemacht, und überlasse ihn nun Ihrer Prüfung; auch werden Sie gefälligst die Mühe übernehmen, ihn übersehen zu lassen. Ich wünsche, meine Zeitgenossen mögen nur gerechte Ursache geben, sie zu loben. Niemand wird geneigter sein, es zu thun, als ich. Gäbe es?"
+ Vermischte Gedichte von Ludwig Heinrich Nicolai. Berlin, 1730. 5. Theil, S. 1-80.