<260> Aufbruch bereit sein, sobald die Trompete das Zeichen zum Aufsitzen giebt. Wenn man lange gelebt hat, muß man die Nichtigkeit der menschlichen Dinge einsehen; und der Ebbe und Fluth von Glücks- und Unglücksfällen, die unaufhörlich einander folgen, müde, dieses Leben ohne Klage verlassen. Hat man nicht das, was man ehedem Hypochondrie nannte, jetzt aber weit eleganter Vapeurs nennt; so muß man dem Ziele fröhlich entgegen sehen, welches unsern Thorheiten, so wie unsern Qualen, ein Ende macht, und man muß sich freuen, daß uns der Tod von den Leidenschaften befreiet, die unsere Marter sind. Nach reiflicher Ueberlegung dieser ernsten Materie, denke ich meine frohe Laune so lange zu behalten, als meine armselige und zerbrechliche Maschine dauern wird, und ich rathe Ihnen, eben das zu thun. Weit entfernt, mich über mein nahes Ende zu beklagen, muß ich vielmehr das Publikum wegen meiner Unverschämtheit um Verzeihung bitten, so lange gelebt zu haben, und ihm zur Langenweile, zur Ermüdung und zur Last ganzer drei Viertheile eines Jahrhunderts gewesen zu sein, welches wahrlich kein Spaß ist. etc.
Ich habe vergessen Ihnen zu sagen, daß ich dieser Tage einen Prinzen Salm bei seiner Durchreise durch Berlin gesehen habe, der ganz frisch aus Paris kommt. Er hat mich durch und durch beschämt; ich fand mich in Vergleichung mit ihm so geschmacklos, so unbeholfen, so dumm, daß ich beinahe nicht das Herz hatte, ihm zu antworten. Er ist lauter Grazie, alle seine Bewegungen haben eine ausgesuchte Eleganz, seine geringsten Worte sind Räthsel; er zergliedert und erforscht Kleinigkeiten mit einer unsäglichen Geschwindigkeit, und kennt die Karte von dem Reiche der Zärtlichkeit besser, als alle Scuderi's in der ganzen Welt. Ach, Pater Bouhours! rief ich aus, ich bin gezwungen zu gestehen, daß Du Recht hattest, und daß man außer Paris nichts als groben Menschenverstand antrifft, der nicht werth ist, daß man davon spricht. etc. Ich bin jetzt beschäftigt, die Provinzen zu berei-