9. August 1785
Der König an Grimm: "Die Medaille auf Herrn d'Alembert, die Sie so gütig waren, mir zu überschicken, habe ich erhalten. Ich wünschte, man hätte ihm seine Perücke gelassen, da er sie zu tragen pflegte; denn nichts befördert die Ähnlichkeit so sehr, als wenn Jemand in der Tracht abgebildet wird, in der man ihn gewöhnlich gesehen hat. etc."
12. August 1785
Der König an den Magister Heynatz in Frankfurt a. d. O.: "Hochgelahrter, lieber Getreuer. Ich danke Euch für das Mir unter dem 10ten zugesandte Exemplar Eurer Anweisung zur Deutschen Sprache. Dies kleine Werk ist ein neuer Beweis Eures Diensteifers in Eurem Beruf, weil Ihr darin auch den Anfängern nützlich werden wollet. Wenn diese gleich anfangs gegen die Sprachfehler verwahret werden, so können sie hernach mit weniger Mühe es in dieser Sprache weit bringen; und was ist rühmlicher für einen Deutschen, als rein Deutsch sprechen und schreiben. Ich wünsche, daß Ihr dazu noch fernerhin viel beitragen möget, und bin Euer gnädiger König. Friedrich."
13. August 1785
Der General von Möllendorf und der Minister von Werder beim König in Potsdam, desgleichen der Graf von Friedrichsruh und der Prinz Friedrich von Braunschweig. Früh um halb 4 Uhr Abreise des Königs nach Schlesien zu den gewöhnlichen Revuen. Mittags Ankunft in Frankfurt a. d. O., Abends in Crossen.
17. August 1785
In Glogau. Hier besichtigte der König sogleich die Festungswerke und ging dann nach Goldberg, wo er über Nacht blieb. (Ein Jahr nachher war dies sein Sterbetag). Nach Hirschberg + und über Bolkenhayn nach Schweidnitz.
+ Ueber des Königs kurzen Aufenthalt in Hirschberg theilen wir folgenden Auszug aus einem Briefe aus Hirschberg mit: "Die Reise des Königs ist das allgemeine Gespräch. Am 18. August reis'te er hier durch. Sie hätten das frohe Gewühl vieler Tausende, die aus der ganzen Gegend zusammen gekommen waren, sehen sollen. Schon etliche Stunden vor seiner Ankunft gings an, und man las auf allen Gesichtern, daß man etwas Großes mit Freuden erwarte. Die voran reitenden Couriere spannten diese Erwartung aufs höchste. Endlich kam Er, der Einzige, und aller Augen waren mit dem sprechendsten Ausdruck von Ehrfurcht und Liebe auf einen Punkt gerichtet. Da Er im Wagen saß, so können Sie Sich die mannigfaltigen Stellungen und Wendungen denken, die jeder machte, um sich die beste Richtung zu geben. Jeder vergaß sich und den drängenden Nachbar und dachte jetzt nur an Ihn. - Ich kann die Empfindungen nicht beschreiben, die sich meiner, und gewiß eines jeden, bemächtigten, als ich Ihn sah, den Greis - in der schwachen Hand den Hut, im großen Auge freundlichen Vaterblick auf die unzählige Menge, die seinen Wagen umgab und stromweise begleitete. Als er vorbei war und ich mich wieder umsah, glänzte hin und wieder eine Thräne im Auge; und das auch bei eifrigen Katholiken, die sonst immer in Verdacht sind (wohl mit Unrecht), als ob sie nicht gut Preußisch wären. Alle, die das Glück traf, Ihn zu sprechen, waren über die väterliche Milde des großen Königs außerordentlich gerührt. Als Er sich eine lange Zeit über verschiedene Gegenstände mit den Ihm aufwartenden Kaufleuten aus dem Gebirge unterhalten hatte, fragte Er sie zuletzt: ob jemand noch etwas zu sagen habe? Der Kaufmannsälteste Lachmann aus Greiffenberg trat vor, und sagte: die abgebrannten Bürger zu Greiffenberg statteten nochmals ihren unterthanigsten Dank für das Königliche Gnadengeschenk zum Wiederaufbau ihrer abgebrannten Häuser ab; zwar sei ihr Dank von keinem Gewicht, sie bäten aber täglich Gott, diese Königliche Huld zu belohnen. Der König war sichtlich gerührt und antwortete: "Sie haben nicht Ursach, sich deswegen bei mir zu bedanken, es ist meine Schuldigkeit, daß ich meinen verunglückten Unterthanen wieder aufhelfe, dafür bin ich da." Worte, würdig eines Friedrich's. So spricht Er nicht nur, so handelt Er auch. Der ganze Tag war für die Stadt ein Festtag, und man sprach von nichts, als daß der König "so freundlich gewesen wäre, und auf die Menge so mit Wohlgefallen gesehen hätte." Als er wieder wegfuhr, war alles eine Stimme: Lange noch lebe unser Vater! und ein großer Strom begleitete Ihn. Abends wurde ein Feuerwerk veranstaltet, wobei die Worte brannten: Es lebe Friedlich der beste König!" Gewiß aus Aller Seelen genommen."
Anmerkung. In dem "Jahrbuch der Preuß.-Brandenb. Staatengeschichte," Berlin, 1796, Thl. VII. S. 284, 285, wird die obige Unterredung des Königs mit den Greiffenberger Kaufleuten ins Jahr 1784 gesetzt, und dabei gesagt, daß sie in Hirschberg Statt gehabt habe, als der König daselbst eben bei der Tafel gewesen, und so ist mit der unrichtigen Jahreszahl auch dieser wohl ebenfalls irrige Umstand aus jenem Jahrbuche, in welchem die Scene auch durch einen Kupferstich dargestellt ward, in einige Lebensbeschreibungen Friedrich's d. Gr. übergegangen. Gegen die Richtigkeit des Vorgangs, wie er im obigen Briefe, der im August 1785 geschrieben ist, erzählt worden, und wonach die Unterredung am Wagen des Königs Statt gefunden zu haben scheint, kann wohl kein Zweifel entstehen. Vergl. Schlesische Chronik 1839, S. 59. Unter den Greiffenberger Deputaten war auch der Kaufmann J. C. Prenzel.