<370>kommen gerecht, und seine fortdauernde Unbekanntschaft mit den nachherigen Fortschritten der Deutschen zwar bedauernswerh, aber in Betracht der Lage des Königs sehr natürlich finden. Wie viele, die keine andere Profession, als die, zu studiren haben, werfen sich noch nach dem 30sten Jahre in die Kenntniß einer ausländischen Sprache, um Werke des Geistes darin lesen und richtig schätzen zu können! Und man sollte den König, der die schönsten Producte des Französischen Witzes kannte und zu genießen verstand, darüber tadeln, daß er, um sich von Geschäften der Regierung, von Gefahren und Strapazen des Krieges zu erholen, nicht eine neue Arbeit unternahm, eine ihm in ihrer jetzigen Vollkommenheit fremd gebliebene Sprache, ob es wohl die Sprache seines Vaterlandes war, zu studiren? Und wieviel waren denn beim Antritt seiner Regierung Deutsche Schriftsteller, denen er, wenn er sie auch gelesen hätte, wie Ludwig XIV den besten Autoren seiner Zeit, Pensionen geben konnte, für das Vergnügen, das ihm ihre Werke gemacht hätten? Offenbar hat indeß sein Beispiel, die Schätzung der besten Werke der Franzosen, und mittelbar auch der Engländer und Italiener, in Deutschland mächtig befördern und ausbreiten helfen, und seine Prädilection für die Französischen Beau Esprits hat nicht wenig dazu beigetragen, die Eifersucht des Deutschen Genius zu erregen, und seine bisher schlummernden Kräfte aufzuwecken.
Und so haben Deutsche Dichter diesen König, obwohl ungedungen und unbelohnt, und von ihm sogar ungehört, würdiger und wahrer besungen, als Ludwig den XIV seine für ihre Schmeichelei reichlich besoldeten Sänger!
Die Betrachtung der Verdienste des Königs, die er sich als Schriftsteller, was nur wenige Fürsten sein dürfen, erworben, führt auf die größten, die er sich als Schutzherr und Beförderer, was alle Regenten sein sollten, um die Wissenschaften gemacht hat. Wir wollen hier nicht einzelne Facta anführen, nicht z. B. die Wiederherstellung der Berlinischen Akademie der Wissenschaften, die immer wichtig bleibt, wenn er es gleich seinem erhabenen Thronfolger überließ, ihr erst volle Deutsche Kraft und ächtes Deutsches Ansehn zu geben; nicht die ehrenvolle Zurückberufung des Philosophen Wolff nach Halle, welche mehr