Juni.

A.

1. Juni 1777

Der König in Potsdam (Sanssouci), an d'Alembert :

"Es thut mir leid zu erfahren, in welcher Zerrüttung Ihre Gesundheit ist; für mich kommt dies sehr zur unrechten Zeit, da ich mich schon auf das Vergnügen gefreut hatte, Sie wiederzusehen. etc. Vor einigen Tagen las ich ein Werk von einem gewissen de l'Isle: "die Philosophie der Natur." Ich fand gute Sachen darin, neben einigen leeren Ideen; aber nicht so viel Methode, als man wohl in einem philosophischen Werke wünschen sollte. Ihre Priester, sagt man, sind wider den Verfasser ganz wüthend, und er sei aus Frankreich verwiesen worden; eine Strenge, die wahrlich sein Buch nicht verdiente. etc."

2. Juni 1777

Der König nach der Neumark, Pommern und Westpreußen zu den gewöhnlichen alljährlichen Musterungen.

In seiner Begleitung befand sich auch der in Französischen Diensten stehende General, Marquis von Jaucourt.

3. Juni 1777

In Stargard, von da nach einigen Tagen weiter nach Westpreußen, Mockerau etc.

15. Juni 1777

In Potsdam. Der König bestätigt das Kur- und Neumärkische Ritterschaftliche Credit-Reglement.

16. Juni 1777

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam.

23. Juni 1777

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Herr von Jaucourt, ein Verwandter des Encyclopädisten, ist nach Magdeburg gekommen, um die Kriegsübungen zu sehen; seit langer Zeit habe ich keinen liebenswürdigern Franzosen gesehen, er besitzt Kenntnisse etc. Eine seiner Verwandtinnen hat meine Schwester in Schweden und<163> noch eine meiner Schwestern, die todt ist, erzogen. Er hat mich bis nach Pommern begleitet. etc."

In diesem Briefe spricht der König auch vom Kaiser Jo seph, der um diese Zeit eine Reise nach Frankreich machte, und zwar unter dem Namen eines Grafen von Falkenstein. Unter andern sagt er: "Daß er (der Kaiser) in Paris so vielen Beifall gefunden, wundert mich gar nicht. Er besitzt Verstand, ist leutselig und wünscht sich zu belehren; und befand sich in einem Lande, wo unendlich viele Dinge zu bewundern sind. Sein Beifall war die Wirkung seiner Veurtheilungskraft, nicht aber einer Unwissenheit, die beim Anblick neuer Gegenstände in Erstaunen geräth. etc. Wenn sich seine Frau Mutter in das Land begiebt, aus welchem man nie zurückkehrt, so wird er nicht säumen, Aufsehen zu machen.

Noch eins. Grimm geht bald hier durch, um sich nach Frankreich zu begeben, von wo er wieder nach Rußland zu rückkehren wird. Wenn er die Welt nicht kennen lernt; so lernt es Niemand. Nur Schweden und Grönland muß er noch sehen, dann ist er überall gewesen. Ich belehre mich lieber in meinem Kabinet, statt so viel in der Welt herumzustreifen. Die Menschen gleichen sich überall in den verschiedenen Ländern; sie haben immer die nämlichen Leidenschaften, freilich einige mehr, die andern weniger. Aber das läuft ungefähr auf Eins hinaus, und die Verschiedenheit der Sitten und Gebräuche kann man eben so gut durch Lesen als durch Sehen kennen lernen, bloß die Anaxagorasse sind der Mühe werth, sie aufzusuchen. etc."

?? Juni 1777

Die Generale von Buddenbrock, von Krockow, von Prittwitz und der Minister von Finkenstein an verschiedenen Tagen beim König, desgleichen der zum Staats-Minister und Ober-Kammerherrn ernannte Graf von Osten, genannt Sacken.