September.

A.

September 1779

Der König in Potsdam (Sanssouci).

?? September 1779

In den ersten Tagen dieses Monats gehen die Braunschweigischen Herrschaften nach Berlin, desgl. die Prinzessin Amalie.

5. September 1779

Kabinetsordre des Königs an den Minister von Zedlitz. "Mein lieber Etats-Minister Freiherr von Zedlitz. Da Ich gewahr geworden, daß bey den Schuhl-Anstalten noch viele Fehler sind, und daß besonders in den kleinen Schuhlen, die Rhetoric und Logic, nur sehr schlecht oder nicht gelehrt wird, dieses aber eine vorzügliche und höchst nothwendige Sache ist, die ein jeder Mensch, in jedem Stande, wissen muß, und das erste Fundament, bey Erziehung der jungen Leute sein soll, denn wer zum besten raisoniret, wird immer weiter kommen, als einer der falsche consequences ziehet : So habe Euch hierdurch, Meine eigentliche Willens Meinung da<207>hin bekannt machen wollen: Wegen der Rhetoric, ist der Quintilien, der muß verdeutschet, und darnach in allen Schuhlen informiret werden, sie müssen die jungen Leute traductions, und discourse selbst machen lassen, daß sie die Sache recht begreiffen, nach der Methode des Quintilien, man kann auch ein Abregé daraus machen, daß die jungen Leute, in den Schuhlen, alles desto leichter lernen, denn wenn sie nachher auf Universitaeten sind, so lernen sie davon nichts, wenn sie es nicht aus den Schuhlen schon mit dahin bringen: Zum Unterricht in der Logic, ist die beste im teutschen, von Wolff : solche ist wohl ein bisgen weitläuftig, aber man kann sie abregiren lassen: die ersten Schuhlen sind immer Schuld' dran, wenn die jungen Leute nichts lernen: die Lehrer lassen die jungen Leute nicht selbst arbeiten, sondern sie herumlaufen, und halten sie nicht genug zum lernen an: Lateinisch müssen die jungen Leute auch absolut lernen, davon gehe Ich nicht ab, es muß nur darauf raffinirt werden, auf die leichteste und beste Methode, wie es den jungen Leuten am leichtesten beizubringen; Wenn sie auch Kaufleute werden, oder sich zu was andern widmen, wie es auf das Genie immer ankommt, so ist ihnen das doch allezeit nützlich, und kommt schon eine Zeit, wo sie es anwenden können. In Joachimsthal, und in die andern großen Schuhlen, muß die logic durchgehends gründlich gelehrt werden, auch in den Schuhlen der kleinen Städte, damit ein jeder lernt einen vernünftigen Schluß machen, in feinen eignen Sachen: das muß sein: die Lehrer müssen sich auch mehr Mühe geben mit dem Unterricht der jungen Leute, und darauf mehr Fleiß wenden, und mit wahrem Attachement der Sache sich widmen, dafür werden sie bezahlet, und wenn sie das nicht gebührend thun, und nicht ordentlich in den Sachen sind, und die jungen Leute negligiren, muß man ihnen auf die Finger klopfen, daß sie besser attent werden: die Rhetoric nach den Quintilien und die logic, nach dem Wolff, aber<208> ein bisgen abgekürzt, und das lateinische nach den Autoribus classicis, muß mit den jungen Leuten durchgegangen werden, und so müssen sie unterrichtet werden, und die Lehrer und Professores, müssen das lateinische durchaus wissen, so wie auch das Griechische, das sind die wesentlichste Stücken mit, daß sie das den jungen Leuten recht gründlich beibringen können, und die leichteste Methode dazu ausfündig zu machen wissen : Ihr müsset daher, mit der Schuhl-Verbesserung in den großen Städten, als Königsberg, Stettin, Berlin, Breslau, Magdeburg etc. zuerst anfangen: Auch ist die Elisabeth-Schuhle zu Breslau, wo junge Leute gezogen werden, die hernach zu Schichtmeisters genommen werden können: bei den kleinen Schuhlen muß erst angefangen werden, denn da wird der Grund gelegt, die jungen Leute mögen hiernächst auf einen Juristen, Professor, Secretair, oder was es ist studiren, so müssen sie das alles, auch lateinisch wissen : Eine gute teutsche Grammatic, die die beste ist, muß auch bei den Schuhlen gebraucht werden, Es sei nun die Gotschedsche oder eine andere, die zum Besten ist :

Von großen Nutzen würde es sein, wenn die jungen Leute, so in einem Schuhlhause beständig beysammen wären, wofür die Eltern was gewisses bezahlten, so würden sie weit mehr lernen, als wenn sie zu Hause sind, wo sie die Eltern nur herum lauffen lassen: Wie im Joachimsthal, da können sie gut studiren, da sind sie immer bei einander: die rhetoric und logic ist für alle Stände, alle Menschen haben sie gleich nöthig, nur muß die methode des Unterrichts ein bisgen reformiret werden, damit die jungen Leute besser lernen : Und wenn ein Lehrer oder Professor, darin sich hervorthut, so muß man denn sehen, wie man dergleichen Lehrer auf irgend eine Arth avantagiret, daß sie aufgemuntert und die andern gereitzet werden, sich auch zu befleißigen, daß sie nicht so grob sind: die Autores classici müssen auch alle ins teutsche übersetzet werden, damit die jungen Leute eine<209> idée davon kriegen, was es eigentlich ist : sonsten lernen sie die Worte wohl, aber die Sache nicht: die guten Autores müssen vor allen übersetzet werden ins teutsche, als im Griechischen und lateinischen, der Xenophon, Demosthen, Salust, Tacitus, Livius, und von Cicero alle seine Werke und Schriften, die sind alle sehr gut, desgleichen der Horatius und Virgil, wenn es auch nur in Prosa ist : Im Französischen sind auch excellente Sachen, die müssen ebenfalls übersetzet werden; Und wenn denn die jungen Leute was gearbeitet haben, so muß das gegen die teutsche Übersetzung gehalten, und ihnen gewiesen werden, wo sie unrechte Wörter angebracht, und gefehlet haben : Gegenwärtig geschieht der Unterricht nur schlecht, und es wird nicht genug Attention auf die Erziehung in den Schuhlen gewant, drum lernen die Kinder auch nicht viel, die erste Fundamente sind nicht nutze: Wer zum besten raisoniren kann, wird immer zum weitesten kommen, besser als der, der nur falsche Schlüsse ziehet : Vor junge Leute, die beim commerce gehen wollen, sind so ein Hauffen gute Bücher, woraus sie das commerce einer jeden Nation in der ganzen Welt kennen lernen können : für Leute, die Officiers werden, ist die histoire nöthig, auch für andere Leute, und zwar muß solche gleich zum Anfang gelehrt werden: denn es sind abregés genug davon da, anfänglich muß man sie nur kurz unterrichten, und bei den alten Zeiten nicht zu lange sich aufhalten, doch so, daß sie eine Kenntniß von der alten Geschichte kriegen: Aber in den neueren Zeiten, da muß man schon etwas genauer damit gehen, damit die jungen Leute solche gründlich kennen lernen, und das gehet auch spielend an : In Ansehung der Geometrie, da sind schon andere Mittel, um ihnen solche zu lernen: Und was die Philosophie betrifft, die muß von keinen Geistlichen gelehret werden, sondern von Weltlichen, sonsten ist es eben so, als wenn ein Jurist einem Officier die Kriegskunst lehren soll : Er muß aber alle Systems mit<210> den jungen Leuten durchgehen, und durchaus keine neue machen : Von der metaphysic müssen Sie auch was durchgehen : Aber vom Griechischen und lateinischen gehe Ich durchaus nicht ab, bey dem Unterricht in den Schuhlen : Und die logic ist das allervernünftigste, denn ein jeder Bauer muß seine Sachen überlegen, und wenn ein jeder richtig dächte, das wäre sehr gut : die rhetoric muß den jungen Leuten, wie schon gesagt, ebenfalls gründlich beigebracht werden : Man muß auch darauf Acht geben, daß die Kinder fleißig in die Schule kommen, und wenn das nicht geschiehet, muß das den Vätern und Eltern gemeldet werden, daß sie sie dafür strafen, denn warum schicken sie sonst die Kinder in die Schuhle, als daß sie was lernen sollen, sonst können sie sie ja nur zu Hause behalten : Daß die Schulmeister aufm Lande, die relgion und die moral, den jungen Leuten lernen, ist recht gut, und müssen sie davon nicht abgehen, damit die Leute bei ihrer religion hübsch bleiben, und nicht zur Katholischen übergehen, denn die Evangelische religion ist die beste, und weit besser wie die Katholische, darum müssen die Schuhlmeister sich Mühe geben, daß die Leute attachement zur religion behalten, und sie so weit bringen, daß sie nicht stehlen, und nicht morden : Diebereyen werden indessen nicht aufhören, das liegt in der Menschlichen Natur: denn natürlicher Weise ist alles Volck diebisch, auch andere Leute, und solche, die bey den Cassen sind, und sonst Gelegenheit dazu haben : Im Lauenburgschen und Bütowschen, ist es noch mehr, wie an andern Orthen nöthig, die education der Kinder, in einer beßern Ordnung zu bringen, denn da fehlt es noch sehr daran : Im Altenburgschen ist eine sehr gute Erziehung, die Leute sind da alle so ordentlich und vernünftig : Wenn man von daher könnte Schuhlmeister kriegen, die nicht so theuer wären, so würde das sehr gut sein : Ihr werdet sehen, wie das zu machen steht : sonsten ist es auf dem platten Lande genug, wenn sie ein bisgen lesen und<211> schreiben lernen, wißen sie aber zu viel, so laufen sie in die Städte, und wollen Secretairs und so was werden : deshalb muß man aufm platten Lande, den Unterricht der jungen Leute so einrichten, daß sie das nothwendige, was zu ihrem Wissen nöthig ist, lernen, aber auch in der Arth, daß die Leute nicht aus den Dörfern weglauffen, sondern hübsch arbeiten : Nach dieser Meiner Willens Meinung und Vorschrift werdet Ihr daher bemüht sein, alles in den Schuhlen besser einzurichten, und zu reguliren, damit Meine Landes-Väterliche Intention, bestens erreichet wird. Ich bin übrigens Euer Wohl affectionirter König."

Potsdam, den 5. September 1779.
Friedrich.

11. September 1779

Die regierende Herzogin von Braunschweig von Berlin, wo sie Besuche bei der Königin, der Prinzessin Ferdinand etc. abgestattet hatte, nach Potsdam zurück.

14. September 1779

Der König nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, dann nach dem Gesundbrunnen, wo er übernachtet.

15. September 1779

Ganz früh nach dem Wedding, zu den Uebungen der Artillerie, dann nach Potsdam.

21. September 1779 bis 23. September 1779

Bei den Kriegsübungen bei Potsdam.

26. September 1779

Der König von Potsdam nach Friedrichsfelde, zur Taufe des daselbst am 16ten dem Prinzen Ferdinand gebornen Prinzen. Der König war Taufzeuge, hielt selbst den Prinzen über die Taufe und gab ihm die Namen : Friedrich Wilhelm Heinrich August. Die übrigen Taufzeugen waren: die Königin, die Kaiserin von Rußland, die verwittwete Prinzessin von Preußen, Prinz und Prinzessin von Preußen, der Prinz Heinrich, die Prinzessin Amalie, die regierende Herzogin von Braunschweig, und mehrere nicht anwesende fremde fürstliche Personen.

Nach der Tafel und der Taufe geht der König nach Potsdam zurück.

?? September 1779

In Potsdam waren in diesem Monat beim König : die Gene<212>rale von Buddenbrock, von Zaremba, der Ober-Stallmeister von Schwerin, Minister von Schulenburg, und der Preuß. Gesandte am Russischen Hofe Graf Solms, Prinz Friedrich Ludwig von Würtenberg, Prinz von Hohenlohe aus Breslau etc.