<101>den sehen, wie alle Ereignisse zusammentrafen, um ihm die Ausführung zu erleichtern.
Während Europa von blutigen Kriegen zerrissen war, brachte Friedrich III. nach dem Vorbild seines Vaters zwischen den Herzögen von Mecklenburg-Schwerin und Strelitz, die Erbfolgehändel miteinander hatten, einen Vergleich zustande (1701). Er gründete die Universität Halle (1694) und zog tüchtige Professoren dorthin. Zur Hebung des Salzhandels der Stadt Halle ließ er gute Schleusen in der Saale anlegen, um sie besser schiffbar zu machen.
Im Jahre 1697 sah Berlin eine Gesandtschaft, die namentlich dadurch recht außergewöhnlich war, daß ein Mann Namens Lefort als moskowitischer Gesandter reiste, in dessen Gefolge Zar Peter Alexejewitsch war1.
Der geniale junge Zar hatte erkannt, daß er ein Barbar und sein Volk noch ganz unkultiviert war. Er verließ damals zum erstenmal seine Staaten mit dem edlen Entschluß, sich zu bilden und das Licht der Vernunft und Gewerbefleiß in sein Vaterland heimzutragen, dem beides fehlte. Die Natur hatte ihn zum großen Mann bestimmt, allein gänzlicher Mangel an Erziehung hatte ihn wild aufwachsen lassen. Daraus ergab sich in seinem Betragen fortwährend eine ungewöhnliche Mischung von wahrhaft großen Handlungen und Absonderlichkeiten, von geistvollen Entgegnungen und groben Manieren, von heilsamen Plänen und grausamer Rache. Er klagte selber darüber, daß er, der seine Nation zur Gesittung führe, die eigene Wildheit noch nicht bändigen könne. Vom Gesichtspunkt der Moral war er ein bizarres Phänomen, das Bewunderung und Abscheu zugleich einflößte. Für seine Untertanen war er ein Gewitter, dessen Blitzstrahl Bäume und Kirchtürme niederwarf, während der Regen die Gefilde befruchtete. Von Berlin begab er sich nach Holland und von dort nach England.
Europa näherte sich damals mit großen Schritten dem allgemeinen Frieden. Die Verbündeten waren der kriegerischen Mißerfolge überdrüssig. Ludwig XIV. sah, daß König Karl II. von Spanien seinem Ende entgegenging und bei seiner Leibesbeschaffenheit kein langes Leben mehr vor sich hatte. Das war für Ludwig ein Grund, sich leicht zum Friedensschluß herbeizulassen. Gab er auch seine Eroberungen beinahe ohne Ausnahme zurück, so opferte er damit doch nur flüchtigen Gewinn für Pläne, die ihm dauernde Erwerbungen versprachen. Er brauchte den Frieden, um einen Krieg vorzubereiten, dessen Gegenstand von höchster Bedeutung für das Haus Bourbon war. Der Friede wurde zu Ryswik geschlossen (1697). Der Kurfürst, der an dem Kriege nur aus Gefälligkeit teilgenommen hatte, erreichte dabei auch nicht den geringsten Vorteil.
Im Norden erlangte August von Sachsen die Krone Polens in einer Doppelwahl, bei der er über den Prinzen Conti siegte (1697). Den Erfolg verdankte er
1 Zar Peter I. wollte auf diese Weise sein Inkognito wahren.