<125>greß an, der in Braunschweig zusammentreten sollte. Aber ihr Vorschlag scheiterte an der Halsstarrigkeit des Schwedenkönigs, sowie am Haß des Zaren und des Königs von Polen, die in der Schule Karls XII. gelernt hatten, ihrem Rachedurst keine Schranken zu setzen.

Während also im Norden die Zwietracht kein Ende nahm, erwarb Friedrich Wilhelm das Reichslehen Limpurg1. Die Anwartschaft darauf hatte Friedrich I. vom Kaiser zum Dank für die Abtretung des Kreises Schwiebus erhalten2.

Im Süden herrschte Philipp V. bereits friedlich über Spanien, und Herzog Viktor Amadeus II. von Savoyen, der durch den Utrechter Frieden als König von Sizilien anerkannt war, hatte sich in Palermo trotz den Drohungen des Kaisers und dem Wehklagen des Papstes krönen lassen. Ludwig XIV., der nun mit dem größten Teil Europas seinen Frieden gemacht hatte, drang stark auf Karl VI. ein, der sich in seinem Trotz gegen den Frieden sträubte. Im Verlauf des Feldzugs konnte Prinz Eugens Geschicklichkeit nicht verhüten, daß Villars von Landau und Freiburg Besitz ergriff.

Der Kaiser führte den Krieg viel mehr aus Stolz als aus Vernunftgründen. Er allein war zu schwach, Ludwig XIV. standzuhalten. Seine Truppen waren zusammengeschmolzen, seine Hilfsquellen erschöpft, und die Börse der Seemächte war für ihn geschlossen. Der Mißerfolg dieses Feldzugs und die Furcht vor einer noch unglülicheren Zukunft brachten ihn zu der Erkenntnis, daß Ansprüche ohne dahintestehende Macht nichtig sind, daß die politischen Wetterregeln gebieten, bei Sturm die Segel zu streichen und sie beizusetzen, wenn der Wind günstig ist. Für diesmal beugte sich der österreichische Hochmut der Notwendigkeit.

Eugen und Villars trafen zu Rastatt im Markgrafentum Baden zusammen. Sie einigten sich über die Präliminarien und ermöglichten so die Eröffnung des Kongresses zu Baden in öer Schweiz, wo am 7. September 1714 der Friede unterzeichnet ward. Der Kaiser trat Landau an Frankreich ab, erkannte Philipp V. an und entsagte seinen Ansprüchen auf Spanien. Ludwig XIV. gab seine rechtsrheinischen Eroberungen wieder heraus, versprach die Befestigungen von Hüningen zu schleifen und den Kaiser im Besitz des Königreichs Neapel, Mailands und Mantuas nicht zu stören; ferner erkannte er das neunte Kurfürstentum3 an. Man vereinbarte endlich, die Streitigkeiten über die Barriere von Flandern durch ein besonderes Abkommen zu regeln4.

Zu jener Zeit starb die Königin von England5 nach langer, qualvoller Krankheit. Einige ihrer Minister hatten nutzlose Anstrengungen gemacht, um den Prätendenten6 zu ihrem Nachfolger zu berufen. Georg von Hannover, der Enkel der pfälzischen Prinzessin7, die Jakobs I. Tochter war, wurde zum König von England proklamiert


1 Vgl. S. 100. Anmerkung des Königs: „Volrad, der es besaß, starb, und mit ihm erlosch sein Haus.“

2 Vgl. S. 100.

3 Hannover (vgl. S. 98).

4 Vgl. S. 131.

5 Königin Anna starb am 1. August 1714.

6 Jakob Eduard, Sohn König Jakobs II. und Stiefbruder der Königin Anna.

7 Elisabeth, Gemahlin Kurfürst Friedrichs V. von der Pfalz, des Winterkönigs.