<132>land auf jede innere Einmischung in den ehemals spanischen Niederlanden, deren ganzer Besitz Kaiser Karl VI. verblieb.
Die Kriege, die weiterhin aufeinander folgten, brachten Europa um die Früchte des Friedens. Seit dem Jahre 1715 waren die Türken in Morea eingedrungen und hatten es den Venezianern entrissen. Der Papst, der für Italien fürchtete, beschwor den Kaiser, den Schutz der Christenheit zu übernehmen. Karl VI. zog in Ungarn Truppen zusammen, um den Venezianern durch eine Diversion gegen die Türken Beistand zu leisten.
Prinz Eugen hatte im Jahre 1716 den Großwesir bei Peterwardein geschlagen. Im folgenden Jahr unternahm er die Belagerung von Belgrad und befestigte sein Lager durch eine starke Verschanzung. Die Türken zogen heran, um das Heer des Prinzen Eugen zu belagern. Sie begnügten sich nicht damit, es zu blockieren; sie rücken auch vermittelst Laufgräben vor. Eugen ließ sie erst einen Bach überschreiten, der sie von seinem Lager trennte. Dann, am 16. August, rückte er aus seinen Verschanzungen vor, griff die Türken an, schlug sie und eroberte ihre Kanonen, ihr Gepäck, mit einem Wort: ihr ganzes Lager. Belgrad hatte auf keinen Ersatz mehr zu hoffen und ergab sich dem Sieger. Feldmarschall Starhemberg, ein Neider des Prinzen, erhob Klage wider sein Vorgehen, das er für unvorsichtig erklärte. Er vertrat seine Meinung mit solchem Nachdruck, daß nicht viel fehlte, und der Kaiser hätte den Helden Deutschlands vor ein Kriegsgericht stellen lassen, weil er das kaiserliche Heer der Gefahr ausgesetzt habe, rettungslos zugrunde zu gehen. Allein Eugens Ruhm strahlte so hell, daß er Neid und Neider verdunkelte.
Im folgenden Jahr (1738) schlossen die Türken zu Passarowitz Frieden und traten dem Kaiser Belgrad, sowie das ganze Banat Temesvar ab. Die Venezianer, die den Eroberungen Karls VI. nur zum Vorwand gedient hatten, mußten die Erwerbungen des Kaisers mit dem Verlust von Morea bezahlen. Zu spät merkten sie, daß der Beistand eines mächtigen Verbündeten immer gefährlich ist.
Karl VI. hatte den Krieg kaum hinter sich, als er schon wieder mit anderen Feinden kämpfen mußte. In Spanien war ein Mann von umfassendem und unternehmendem Geist emporgekommen, tief, kühn, um Hilfsmittel nie verlegen, mit einem Wort: geschaffen, um Reiche groß zu machen oder an den Rand des Abgrunds zu bringen. Das war der Abbé Alberoni, ein Italiener von Geburt. Der Herzog von Vendôme hatte ihn nach Spanien mitgebracht, wo er seine Geschicklichkeit sofort dadurch erwies, daß der Kardinal del Giudice, der die Regierung in Händen hatte, entlassen ward und er selbst dessen Platz einnahm. Mit Riesenschritten stieg Alberoni empor. Er schmeichelte sich bei der Königin1, einer Prinzessin von Parma, ein und unterstützte sie in ihrem Plane, ihre Söhne auf italienische Throne zu setzen. Die Flotte, die der König von Spanien anfangs zur Unterstützung der Venezianer
1 Elisabeth Farnese, Gemahlin König Philipps V. (vgl. Bd. II, S. 25 f.).