<137>von gutem und schlechtem Boden die Gleichheit der Kontribution wieder her. Da die Lebensmittel seit der Regierung des Großen Kurfürsten stark im Preise gestiegen waren, steigerte er auch die Abgaben, sodaß sie den neuen Preisen entsprachen. Dadurch erhöhte er seine Einkünfte bedeutend.
Um aber mit der einen Hand wieder auszustreuen, was er mit der anderen einzog, stellte er neue Infanterieregiments auf und vermehrte seine Kavallerie. Dadurch wuchs das Heer auf 60 000 Mann an. Die Truppen verteilte er über all seine Provinzen, sodaß das Geld, das diese an den Staat bezahlten, durch die Truppen beständig zu ihnen zurückfloß. Um den Landmann nicht mit dem Unterhalt der Soldaten zu belasten, wurde das ganze Heer, Kavallerie wie Infanterie, in die Städte gelegt. Dadurch nahmen die Akzise-Einkünfte zu, die Disziplin der Truppen befestigte sich, die Preise der Waren stiegen, und unsere Wolle, die wir zuvor an das Ausland verkauften und von dort als verarbeitete Ware zurückkauften, verließ nun das Land nicht mehr. Das ganze Heer wurde regelmäßig alle Jahre neu eingekleidet, und Berlin bevölkerte sich mit einer guten Anzahl Arbeiter, die nur von ihrem Gewerbe leben und nur für die Truppen arbeiten. Die Manufakturen wurden gediegen eingerichtet, kamen in Blüte und versorgten einen großen Teil der nordischen Völker mit Wollstoffen. Das Heer, das schon im Jahre 1718 nahezu 60 000 Mann stark war, sollte dem Staate durch die große Zahl der Aushebungen, deren es bedurfte, nicht zur Last fallen. Daher erließ der König eine Verordnung, durch die jeder Hauptmann verpflichtet wurde, im Reich Leute anzuwerben. Ein paar Jahre später bestanden die Regimenter nur zur einen Hälfte aus Bürgern, zur anderen aus Ausländern.
Der König bevölkerte Ostpreußen und Litauen, wo die Pest verheerend gehaust hatte, aufs neue. Aus der Schweiz, aus Schwaben und der Pfalz ließ er Kolonisten kommen und half ihnen mit ungeheuren Kosten, sich anzusiedeln. Mit nicht geringem Aufwand an Zeit und Mühe gelang es ihm schließlich, die verwüsteten Lande mit neuen Wohnstätten und neuen Einwohnern zu versehen, nachdem sie eine Zeitlang aus der Zahl der bewohnten Länder gestrichen waren. Alljährlich bereiste er jede Provinz, ermutigte in diesem periodischen Kreislauf überall den Gewerbfleiß und begründete den Wohlstand. Viele Fremde wurden ins Land gezogen. Diejenigen, die in den Städten Manufakturen errichteten oder neue Kunstfertigkeiten lehrten, wurden durch Vorrechte, Privilegien und Belohnungen angefeuert.
Ränkesucht und Bosheit eines einfachen Privatmannes störten für einige Zeit die Ruhe, deren sich der Hof und der Staat erfreuten. Der Unglückselige war ein ungarischer Edelmann namens Klement. Er hoffte, durch abgefeimte Schurkereien sein Glück zu machen. Er war vom Prinzen Eugen und dann vom Feldmarschall Flemming in untergeordneten Geschäften verwendet worden. Durch Betrügereien war es ihm gelungen, Mißhelligkeiten zwischen dem kaiserlichen und dem sächsischen Hof zu erregen. Da er nur von Ränken lebte, hatte er oft neue Gimpel nötig.