<138> So entschloß er sich, seine Brandschatzungen auf die Börse des Königs von Preußen auszudehnen. Er kam also nach Berlin (1718) und führte sich beim Hofe damit ein, daß er sich erbot, Geheimnisse von der allergrößten Bedeutung zu enthüllen. Seine Geheimnisse bestanden in einer angeblichen Verschwörung zwischen dem Kaiser und dem König von Polen. Die Hauptpersonen des Berliner Hofes sollten darein verwickelt sein. Klewent versicherte, die Mißvergnügten seien durch den Köder des Reichtums und durch Verlockung ihres Ehrgeizes bestochen worden. Der Plan der Verschwörung lief nach seiner Behauptung darauf hinaus, den König in seinem Jagdschloß Wusterhausen, wo er regelmäßig zwei Herbstmonate verbrachte, gefangen zu nehmen und dem Kaiser auszuliefern. Das Projekt erhielt eine gewisse Wahrscheinlichkeit durch den Umstand, daß Wusterhausen nur vier Meilen von der sächsischen Grenze entfernt lag und der König dort ohne militärischen Schutz war.
Friedrich Wilhelm begegnete den Eröffnungen anfänglich mit Verachtung. Wankend ward er erst, als ihm Klementt einen Brief des Prinzen Eugen zeigte, der des Verschwörerplanes voll war. Der verbrecherische Mensch machte sich anheischig, alles, was er vorgebracht hatte, dem König vollkommen überzeugend zu beweisen, und zeigte ihm zu diesem Zweck Briefe des Fürsten von Anhalt, des Generals Grumbkow1 und anderer hoher Herren vom Hofe. Seine freche Verwegenheit hatte so großen Erfolg, daß der König in quälenden Argwohn und fortwährendes Mißtrauen verfiel. Endlich nahm er sich vor, persönlich die Probe zu machen, ob Klement die Schrift der Persönlichkeiten, die er anklagte, erkennen würde. Ein Pack Briefe von verschiedener Hand wurde auf einem Tisch ausgebreitet und dem Betrüger aufgegeben, die Handschriften herauszufinden. Er irrte sich dabei, und seine Schurkerei kam ans Licht. Im Gefängnis gestand er, Schrift und Siegel des Prinzen Eugen gefälscht zu haben. Er erhielt den gerechten Lohn seiner niederträchtigen Betrügereien: er wurde hingerichtet (1720).
Indes gingen diese falschen Beschuldigungen nicht vorüber, ohne einige Begünstigte zu stürzen und für eine Weile Mißtrauen und Verdacht zu säen. Verleumdung dringt leichter in den Sinn der Fürsten als Rechtfertigung. Sie kennen die Menschen genug, um zu wissen, daß es fleckenlose Tugend kaum gibt, und sehen so viel Beispiele von der Bösartigkeit des Menschenherzens, daß sie der Täuschung mehr ausgesetzt sind als Privatleute, die fern von der großen Welt leben. Klements Lügen waren übrigens einigermaßen glaubhaft geworden durch die Verschwörung des Fürsten Cellamare, die noch in ganz frischer Erinnerung war.
Die Verschwörung Cellamares, die weit mehr auf Wirklichkeit beruhte als die Klements, zog auch sehr viel bedeutsamere Folgen nach sich. Mit Hilfe der kurz zuvor geschlossenen Quadrupelallianz war es dem Regenten ein leichtes, sich für die Unter-
1 Friedrich Wilhelm von Grumbkow.