<142>haus, wo alljährlich 2 500 Soldatenkinder Unterkunft finden und alle Berufsarten erlernen können, zu denen sie Anlage zeigen. Desgleichen baute er eine Anstalt für Mädchen, die dort zu Arbeiten erzogen werden, wie sie ihrem Geschlecht ziemen1. Durch diese mildtätigen Einrichtungen linderte er das Elend der Soldaten, die für eine Familie zu sorgen hatten, und verschaffte den Kindern eine gute Erziehung, die sie von ihren Vätern nicht erhalten konnten. Im selben Jahr vermehrte er das Kadettenkorps, worin dreihundert junge Edelleute zum Waffendienst vorgebildet werden. Einige alte Offiziere wachen über ihre Erziehung. Lehrer bringen ihnen Kenntnisse bei und unterweisen sie in den körperlichen Übungen, mit denen Personen von Stande vertraut sein müssen.
Keine Sorge ist des Gesetzgebers würdiger als die um die Erziehung der Jugend2. In zartem Alter sind die jungen Pflanzen noch empfänglich für Eindrücke aller Art. Flößt man ihnen Liebe zur Tugend und zum Vaterland ein, so werden sie gute Bürger. Und die guten Bürger sind das beste Bollwerk der Staaten. Verdienen die Fürsten dafür unser Lob, daß sie ihre Völker mit Gerechtigkeit regieren, so gewinnen sie sich unsere Liebe, indem sie ihre Fürsorge auf die Nachkommenschaft ausdehnen.
Im selben Jahr (1722) sandte der König den Grafen Truchseß3 nach Frankreich zur Beglückwünschung Ludwigs XV., der das mündige Alter erreicht hatte und zu Rheims gesalbt wurde.
Die Verleumdungen gegen den Herzog von Orleans hatten im Volk so starken Eindruck gemacht, daß Frankreich jeden Tag auf den Tod seines Königs gefaßt war. Statt dessen sah es unvermutet das Ende des Regenten eintreten (1723). Der Herzog
1 Das 1724 in Potsdam gestiftete „Große Militärwaisenhaus“ war für „verwaiste hilflose Unteroffizier- und Soldatenkinder beiderlei Geschlechts“ bestimmt.
2 Vgl. Bd.VIII, S. VIII.
3 Oberst Karl Ludwig Erbtruchseß Graf zu Waldburg.