<151> hervor. England, das mit Spanien und Österreich ausgesöhnt war, ließ eine zahlreiche Flotte zu der spanischen stoßen, um Don Carlos nach Italien zu führen. Zu Beginn des Jahrhunderts hatte Großbritannien sich ruiniert, um die Spanier aus dem Königreich Neapel und aus der Lombardei zu verjagen; denn allzu bedrohlich erschien ihm Philipps V. Macht, wenn er diese Lande behielt. Kaum zwanzig Jahre später führten die englischen Schiffe die Spanier nach Italien zurück und gaben dem Infamen Don Carlos das Herzogtum Parma und Piacenza, dessen letzter Besitzer eben gestorben war (1731).
Um dieselbe Zeit empörte sich Korsika gegen die Zwingherrschaft der Genuesen. Der Kaiser sandte diesen Hilfstruppen, die die Empörer zum Gehorsam zurückführten. Es kam aber noch oft zu Aufständen, bis die Korsen im Jahre 1736 einen Abenteurer, Theodor von Neuhof, zu ihrem König ausriefen. Man mutmaßte, daß der Herzog von Lothringen, der nachmalige Kaiser, die Empörung heimlich förderte. Doch wurde Korsika mit dem Beistand der Franzosen wieder vollkommen unterworfen.
Damals glaubte man, Italien sei von einem neuen Krieg bedroht. Die Königin von Spanien, die immer ruhelos, immer unternehmungslustig war, machte große Rüstungen. Statt indessen in Italien einzufallen, gingen die Truppen nach Afrika und bemächtigten sich Orans. Die Königin von Spanien erhielt ein päpstliches Breve, das den Klerus zur Zahlung des Zehnten verpflichtete, solange der Krieg gegen die Ungläubigen dauerte. Seitdem nahm die Königin sich vor, den Krieg ewig währen zu lassen. Sie opferte alle Jahre an die hundert Spanier, die in Scharmützeln gegen die Mauren umkamen, und blieb im Besitz des Kirchenzehnten, der eine sehr bedeutende Einnahme für die Krone bildet. So wurden die Herren von Peru und Potosi aus Geldmangel zu Almosenempfänger der Priester ihres Reiches.
Nach all diesen Abschweifungen ist es an der Zeit, auf Berlin zurückzukommen. Dort hatte sich Seckendorff durch seine Ränke erhöhten Einfluß verschafft. Am liebsten hätte er den Hof vollständig beherrscht. In diesem Bestreben schlug er dem König eine Aussprache mit dem Kaiser vor, der sich nach Prag begeben hatte (1732). Er hoffte, sich während des dortigen Aufenthalts so nützlich zu machen, daß des Königs Vertrauen zu ihm sich noch unendlich steigern müßte. Der König, der die Gradheit seines Wesens auch auf die Geschäfte übertrug, war ohne weiteres mit der Reise einverstanden. Er traf keinerlei Abrede, weder über das, was man abmachen wollte, noch über die Etikette, die er verachtete. Sein Beispiel zeigt, daß Treu und Glaube und andere Tugenden in unserem verderbten Jahrhundert nicht aufkommen können. Die Staatsmänner haben die Ehrlichkeit ins Privatleben verbannt. Sie glauben sich so erhaben über die Gesetze, deren Befolgung sie von den anderen verlangen, daß sie ihrem verderbten Herzen rückhaltlos folgen. Die schlichte Sittlichkeit des Königs fiel also der kaiserlichen Etikette zum Opfer.