<155> schäbigen Mantel gehüllt, der ihn unkenntlich machte, mit dem Rufe: „Freiheit, Freiheit! Keine Akzise!“ Der König, den er in St. James fand, war dabei, sich von Kopf zu Fuß zu rüsten. Er hatte den Hut aufgesetzt, den er bei Malplaquet getragen, und prüfte sein Schwert, mit dem er bei Oudenaarde gefochten hatte. An der Spitze seiner Garden, die sich im Schloßhof versammelten, wollte er mit bewaffneter Hand die Akzisebill durchsetzen. Walpole hatte die denkbar größte Mühe, das Ungestüm des Königs zu dämpfen. Mit der hochherzigen Kühnheit des Engländers, der seinem Herrn ergeben ist, stellte er ihm vor, daß es nicht an der Zeit sei, zu kämpfen, sondern zwischen der Bill und der Krone zu wählen. Endlich fiel das Steuerprojekt. Der König war höchst unzufrieden mit seinem Parlament und verlor das Vertrauen zu seiner Machtvollkommenheit, mit der er beinahe eine trübe Erfahrung gemacht hätte. Diese inneren Unruhen hinderten ihn damals an der Einmischung in den deutschen Krieg.

Wie schon erwähnt, hatten die Franzosen Kehl eingenommen. Damit war der Bruch vollzogen. Der Kaiser, dem Frankreich das Spiel so leicht gemacht hatte, brachte das Reich ohne große Mühe auf seine Seite1. Er forderte den König von Preußen zu der Hilfeleistung auf, die im Bündnis von 1728 bestimmt worden war, und drohte, im Fall der Weigerung die Garantie für das Herzogtum Berg zurückzuziehen. Der König war bei den polnischen Wirren neutral geblieben, obgleich Stanislaus Leszczynskis Interessen auch die seinen waren. Jetzt trat er auf die Seite des Kaisers, wiewohl gegen sein eignes Interesse. Er kannte keine andere Politik als die der Rechtschaffenheit und kam seinen Verpflichtungen so gewissenhaft nach, daß bei ihrer Erfüllung sein Vorteil und sein Ehrgeiz niemals in Frage kamen. Dank diesen Grundsätzen ließ er 10 000 Mann an den Rhein marschieren. Sie fochten während des Kriegs unter Prinz Eugen von Savoyen.

Zu Beginn des Frühlings (1734) stürmte Marschall Berwick die Ettlinger Linien, die der Herzog von Bevern2 während des Winters hatte auswerfen lassen, und belagerte Philippsburg. Prinz Eugen, der kaum 20 000 Mann zur Hand hatte, zog sich auf Heilbronn zurück und erwartete dort die Ankunft der Hilfstruppen, die man ihm versprochen hatte. Dann kehrte er wieder um und lagerte bei dem Dorfe Wiesenthal, einen Kanonenschuß weit von der französischen Verschanzung.

Der König begab sich, vom Kronprinzen begleitet, zum kaiserlichen Heere, teils aus Neugier, teils wegen seiner außerordentlichen Anhänglichkeit an seine Truppen. Dort sah er, daß auch Helden wie die übrigen Menschen der Hinfälligkeit unterworfen sind: er fand bei dem Heere nur noch den Schatten des großen Eugen. Der Held hatte sich selbst überlebt. Er scheute sich, seinen wohlbefestigten Ruf dem Zufall einer achtzehnten Schlacht preiszugeben. Ein kühner Jüngling hätte die französische Verschanzung angegriffen; sie war kaum angefangen, als das Heer nach Wiesen-


1 Im Januar 1734 wurde in Regensburg der Reichskrieg beschlossen.

2 Reichsfeldmarschall Ferdlnand Albrecht von Braunschweig-Bevern, der Schwiegervater König Friedrichs.