<160> Königsegg sich nach seinem Siege ungeschickterweise zurückzog, so konnten sie die Belagerung wieder aufnehmen. Neu-Orsowa hielt sich nicht lange; die Türken eroberten dort das ganze schwere Geschütz des Kaisers. Es kam dann noch zu einer zweiten Schlacht bei Mehadia, die aber ebensowenig eine Entscheidung brachte wie die erste, in der die Österreicher den kürzeren zogen. Der Kaiser war über seine Verluste empört, wußte aber nicht, wen er dafür verantwortlich machen sollte. Er strafte seine Generale, während er doch die Feldzugspläne von vornherein hätte verwerfen müssen.
Wie die Erfahrung in den Kriegen in Ungarn gezeigt hat, sind alle Heere, die sich von der Donau fortbegeben, dem Mißerfolg ausgesetzt, weil sie sich damit von ihrem Lebensunterhalt entfernen. Als Eugen mit den Türken Krieg führte, tellte er sein Heer niemals. Seitdem ward das anders. Das Verlangen der bei Hofe gut angeschriebenen Generale, getrennte Korps zu befehligen, brachte es dahin, daß das ganze Heer in Detachements zersplittert wurde und nirgends mehr machtvoll auftrat. Die alten Grundsätze wurden vernachlässigt, und die Generale waren um so mehr zu beklagen, als der Hof sie durch die ewigen widerspruchsvollen Befehle, die er ihnen sandte, von einer Ungewißheit in die andere warf. Königsegg wurde ebenso wie sein Vorgänger des Kommandos enthoben; zum Troste machte man ihn zum Oberhofmeister der Kaiserin. Olivier Wallis trat an seine Stelle. Er schrieb an den König von Preußen: „Der Kaiser hat mir den Oberbefehl über sein Heer anvertraut. Der erste, der ihn vor mir führte, sitzt im Gefängnis; der, dem ich nachfolge, ist Eunuch des Serails geworden; für mich bleibt am Schluß meines Feldzugs nur eins: geköpft zu werden.“
Die kaiserliche Armee versammelte sich, 60 000 Mann stark, bei Belgrad (1739). Das türkische Heer war mehr als doppelt so zahlreich. Wallis marschierte auf den Feind los, ohne dessen Stärke genau zu kennen. Ohne irgend einen Schlachtplan zu entwerfen, griff er mit seiner Kavallerie eine starke Janitscharenabteilung durch einen Hohlweg an. Der Feind war in Weinbergen und Hecken bei dem Dorfe Grocka postiert. Wallis ward in dem Engpaß geschlagen, bevor seine Infanterie herauskommen konnte. Sie wurde mit der gleichen Unbesonnenheit zur Schlachtbank geführt. Die Türken konnten aus gedeckter Stellung auf sie schießen. Bei Sonnenuntergang zogen sich die Kaiserlichen zurück und ließen 20 000 Mann auf dem Platze. Hätte das türkische Heer sie verfolgt, so wäre Wallis mit seiner ganzen Truppenmacht verloren gewesen. Der Feldmarschall war ob seines Unglücks so bestürzt, daß er, statt sich zu besinnen, Fehler über Fehler machte. Wiewohl Neipperg mit einem großen Detachement zu ihm gestoßen war, glaubte er sich erst hinter den Wällen von Belgrad in Sicherheit, und auch Belgrad gab er noch auf und ging über die Donau zurück, als der Großwesir nahte. Die Türken fanden auf ihrem Weg keinen Widerstand mehr und belagerten Belgrad.