II
Allmähliche Gebietserweiterung Brandenburgs
Zunahme und Fortschritte der Finanzen
Ursprünglich bestand die Kurmark nur aus der Alt-, Mittel- und Uckermark und der Priegnitz. Außer Betracht bleiben die fränkischen Besitztümer, die bald dazu gehörten, bald abgetrennt wurden zugunsten einer Seitenlinie, die sie noch heute besitzt1.
Nach dem Tode des Grafen Wichmann von Lindow, seines Lehnsmannes, zog Joachim I. die Grafschaft Ruppin ein2. Sein Sohn, Joachim II., trat zum Protestantismus über und säkularisierte die Bistümer Brandenburg, Havelberg und Lebus3. Er ermaß wohl nicht ganz, wie vorteilhaft die Reformation für seine Nachfolger sein würde. Und doch trug sie viel zu der späteren Vergrößerung des Hauses Brandenburg bei. Johann Georg erbte die Neumark von seinem Oheim, Markgraf Johann, der kinderlos starb4. Johann Sigismund oder vielmehr Georg Wilhelm erbte Preußen, das Herzogtum Kleve und die Grafschaften Mark und Ravensberg von seiner Mutter, der Tochter Maria Eleonores von Kleve, die ihrerseits durch den Tod des letzten Herzogs von Kleve, der ohne männliche Erben starb, in den Besitz jener Länder gelangt war5. Preußen erbte er durch den Tod Albrecht Friedrichs von Brandenburg, genannt der Einfältige, des letzten Herzogs6.
Bisher sehen wir nur Erwerbungen durch Erbschaften oder günstige Eheschließungen. Der Große Kurfürst dehnte seine Macht durch Waffengewalt und Unterhandlungen aus. Im Westfälischen Frieden erwarb er Hinterpommern und wurde für Vorpommern durch die Säkularisation der Bistümer Magdeburg, Halberstadt und Minden entschädigt7. Er erntete die Früchte der Reformation. Durch Waffenglück machte er sich zum souveränen Herrscher von Preußen, das bisher unter polnischer Lehnshoheit gestanden hatte8. Die Republik Polen erkaufte seine Freundschaft durch Abtretung der Ämter Lauenburg und Bütow9. Später verpfändeten die Polen ihm auch das Gebiet von Elbing10 und die Herrschaft Draheim für eine ihnen vorgeschossene Summe. Ferner gewann er das Fürstentum Halberstadt und dessen Afterlehen, die Grafschaft Regenstein. Er legte eine Besatzung nach Greetsyhl und faßte dadurch Fuß in Ostftresland, auf das er Anwartschaft hatte11.
Ohne Zweifel verdankt das Haus Brandenburg dem Großen Kurfürsten die Macht, zu der es gelangt ist. Aus diesen Beispielen ersiehst Du, daß es die Menschen sind, die
1 Für die Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth vgl. S. 17. 22. 30.
10 Vgl. S. 64. 102.
11 Vgl. S. 85.
2 Vgl. S. 24.
3 Vgl. S. 27.
4 Vgl. S. 30.
5 Vgl. S. 32 ff.
6 Vgl. S. 28. 34 ff.
7 Vgl. S. 57.
8 Vgl. S. 66.
9 Vgl. S. 64.