<183> General Lottum. Er führte Detachements der flandrischen Armee und fiel in der Schlacht bei Malplaquet (1709)1. In der gleichen Schlacht tat sich Graf Finck2 hervor. Er nahm die Verschanzung der Franzosen und hielt sich darin, obwohl die kaiserliche Kavallerie dreimal zurückgetrieben wurde. In der Schlacht von Oudenaarde (1708) durchbrach General Natzmer3 mit den Gensdarmes drei Treffen der französischen Kavallerie und vollbrachte Wunder der Tapferkeit.
Aber alle überragte der Fürst von Anhalt. Er verrichtete die glänzendsten Taten und besaß das Vertrauen der gesamten Armee. Er rettete bei Höchstädt (1703) die Armee Styrums durch einen geschickten Rückzug, von dem wir an seiner Stelle gesprochen haben4 und trug viel zum Gewinn der zweiten Schlacht von Höchstädt bei (1704), die den Franzosen so verderblich wurde. Schließlich erkannte ihm Prinz Eugen das Hauptverdienst am Siege von Turin (1706) zu5. In ihm paarte sich große Klugheit mit seltener Tapferkeit. Er besaß viele hervorragende Fähigkeiten, aber keine guten Eigenschaften.
Derart etwa war die Armee und die Generale, die sie führten, als Friedrich Wilhelm, der zweite König von Preußen, den Thron bestieg. Er erhöhte die Löhnung der Soldaten auf zwei Taler monatlich, außerdem erhielten sie sechs Groschen für Hemden, Gamaschen, Schuhe und dergleichen.
Im Jahre 1714 wurden die Infanteriekompanien auf je 120 Mann gebracht. 1715 errichtete der König das Regiment Prinz Leopold6 aus den Gefangenen des Krieges gegen Karl XII. 1718 verstärkte er sämtliche Kavallerieregimenter auf 5 Schwadronen. Eine Schwadron bestand aus zwei Kompagnien, eine Kompagnie aus 60 Reitern. 1717 hob er das Dragonerregiment Schulenburg aus, das 5 Schwadronen stark war, und tauschte zwölf japanische Vasen gegen ein Dragonerregiment ein, das der König von Polen entlassen wollte. Sein Kommandeur wurde General Wuthenow7; es hieß seitdem das Porzellanregiment. Im Jahre 1725 wurden die Grenadierregimenter zu Pferde Schulenburg, Wuthenow und Platen verdoppelt, sodaß sie fortan je 10 Schwadronen zählten.
Von 1723 bis 1734 vermehrte der König die Infanterie um einen Offizier für jede Kompagnie. Neu ausgehoben wurden die Regimenter Dossow, Thiele, Mosell, Bardeleben, und die Bataillone Beaufort und Kröcher. Ferner wurde jedem Bataillon eine Kompagnie Grenadiere zu 100 Mann beigefügt. Die Artillerie wurde in 2 Bataillone eingeteilt, deren eines für den Felddienst, das andere für die Festungen bestimmt wurde. Ferner schuf der König eine Miliz von 5 000 Mann8, deren Offiziere und Unteroffiziere halben Sold erhielten. Diese Truppen versammelten
1 Lottum (vgl. S. 113) starb erst 1719. Bei Malplaquet fiel Generalmajor Daniel von Tettau.
2 Vgl. S. 114.
3 Dubislav Gneomar von Natzmer (vgl. S. 148).
4 Vgl. S. 107.
5 Vgl. S. 109.
6 Vgl. S. 130.
7 Generalmajor Heinrich Jordan von Wuthenow.
8 Die sogenannten Neuen Garnisonen In Berlin, Magdeburg, Stettin und Königsberg.