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Georg Wilhelm
(1619 — 1640)

Georg Wilhelm wurde im Jahre 1619 Kurfürst. Seine Regierungszeit war die unglücklichste von allen Fürsten seines Hauses. Seine Staaten wurden im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges verwüstet, und die Spuren, die davon zurrückblieben, waren so tief, daß man ihre Merkmale noch jetzt wahrnimmt, wo ich diese Geschichte schreibe.

Alle Plagen der Erde stürzten mit einemmal auf die unglückliche Kurmark herab. An der Spitze stand ein unfähiger Fürst, der einen Vaterlandsverräter zu seinem Minister gewählt hatte1. Ein Krieg oder vielmehr ein allgemeiner Umsturz brach zu gleicher Zeit herein. Das Land wurde von befreundeten und feindlichen Heeren überflutet, die gleichermaßen barbarisch hausten. Wie sturmgepeitschte Wogen stießen sie aufeinander. Bald überschwemmten sie das Land, bald zogen sie sich zurück und ließen es verwüstet liegen. Das Elend erreichte seinen Höhepunkt, als die Bewohner, die dem Schwert des Soldaten entronnen waren, an bösartigen Seuchen zugrunde gingen.

Dasselbe Verhängnis, das den Kurfürsten verfolgte, schien gegen alle seine Verwandten zu wüten. Georg Wilhelm hatte die Tochter des Kurfürsten von der Pfalz Friedrich IV.2 zur Gattin. Infolgedessen war er der Schwager des unglücklichen Friedrich V., der zum König von Böhmen erwählt und gekrönt, am Weißen Berg geschlagen, der Pfalz beraubt und von Kaiser Ferdinand II. in die Reichsacht erklärt wurde. Der Herzog von Jägerndorf3, Georg Wilhelms Oheim, verlor sein Land, weil er Friedrichs V. Partei ergriffen hatte. Der Kaiser konfiszierte seine Güter und gab sie dem Haus Liechtenstein, das gegenwärtig noch in ihrem Besitz ist. Vergebens protestierte der Kurfürst gegen solche Vergewaltigung. Endlich ward auch sein zweiter Oheim, der Administrator von Magdeburg4, abgesetzt und in die Reichsacht getan, weil er an dem Lauenburger Bündnis teilgenommen und sich mit dem König von Dänemark verbündet hatte5.DerKaiser war Sieger über seine Feinde und herrschte nahezu als Despot im Reich.


1 Anmerkung des Königs: „Graf Schwarzenberg, Statthalter der Mark.“

2 Elisabeth Charlotte.

3 Johann Georg (vgl. S. 31).

4 Christian Wilhelm.

5 Vgl. S. 39.