Pappenheim fühlte sich zu schwach, um so vielen Streitkräften zu widerstehen. Er räumte Magdeburg und ging nach Westfalen und Franken zurück, wohin der Krieg ihm folgte. Die Schweden zogen in Magdeburg ein und ermutigten den winzigen Rest der alten Einwohnerschaft, die Mauern ihrer Vaterstadt wieder aufzubauen.
Der Kaiser, den das Mißgeschick seiner Waffen milder stimmte, suchte nun mit einschmeichelnderer Sprache die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg von der schwedischen Partei abzuziehen. Aber die beiden hatten starke Gründe, anders zu verfahren. Der Kurfürst von Sachsen hoffte, dank der Überlegenheit der Schweden eine große Rolle im Reich spielen zu können. Und der Kurfürst von Brandenburg, der die Kaiserlichen genau so fürchtete wie die Schweden und nicht wußte, für wen er sich entscheiden sollte, hielt es schließlich im Interesse seines Staates doch für das vorteilhafteste, sich dem Glück Gustav Adolfs anzuvertrauen, das damals so fest gegründet schien. Er ließ sogar etliche schwache Hilfstruppen zu den Sachsen stoßen, die in Schlesien ein Korps Kaiserlicher unter dem Befehl von Don Balthasar Marradas verfolgten.
Der Kaiser war aufgebracht über den Widerstand der beiden Fürsten und mehr noch über ihren Einfall in Schlesien. Um seinem Groll Luft zu machen, entsandte er Wallenstein mit einem starken Heer, um sich der beiden Kurfürstentümer zu bemächtigen. Pappenheim verließ Westfalen und vereinigte sich mit Wallenstein. Da der König von Schweden sich zu dieser Zeit in Bayern aufhielt, nutzten die kaiserlichen Generale seine Abwesenheit aus. Sie drangen in Sachsen ein, nahmen Leipzig, Naumburg, Merseburg, Halle und Giebichenstein.
Der König von Schweden erhält die Kunde hiervon und eilt zum Schutze Niedersachsens herbei. Er kommt an, gewinnt die berühmte Schlacht bei Lützen1 und verliert im Kampfe sein Leben. Die Schweden blieben Sieger, hielten sich aber für geschlagen, da sie ihren Helden nicht mehr an der Spitze hatten. Und die Kaiserlichen betrachteten sich, obwohl sie unterlegen waren, als siegreich, da sie Gustav Adolf nicht mehr zu bekämpfen brauchten.
So endete dieser König, der dem Kaiser Schrecken eingejagt und den deutschen Fürsten ihre Freiheit zurückgewonnen hatte, dem man nichts vorwerfen kann als zuviel Ehrgeiz, einen Fehler, der leider den meisten großen Männern eigen ist. Nach seinem Tode verjagten die Schweden die Kaiserlichen aus Niedersachsen. Alle Städte, die Wallenstein an sich gebracht hatte, wurden durch den Kurfürsten von Sachsen zurückerobert. Oxenstjerna übernahm die Leitung der schwedischen Angelegenheiten in Deutschland. Im Namen Schwedens schloß er zu Heilbronn ein Bündnis mit dem fränkischen, schwäbischen, ober- und niederrheinischen Kreis (1633).
Wiewohl der Kurfürst von Brandenburg an dem Heilbronner Bündnis nicht teilnahm, sandte er dem Führer der sächsischen Truppen in Schlesien, Arnim2 doch wieder einige Hilfstruppen. Sie bestanden lediglich aus 3 000 Reitern und 5 000 Mann
1 16. November 1632. Für Gustav Adolfs Tod vgl. Bd. VIII, S. 93.
2 Feldmarschall Hans Georg von Arnim.