<60> und durchführen zu können. In Marienburg schloß er ein Schutzbündnis mit den Ständen Polnisch-Preußens1. Darin sicherten sich die Kontrahenten eine gegenseitige Unterstützung mit 4 000 Mann zu und regelten den Unterhalt der brandenburgischen Besatzungen in Marienburg, Graudenz und einigen anderen Städten.
Die Schweden waren damals nicht die einzigen Feinde Polens. Der Zar2 war seit dem vergangenen Jahr bis nach Litauen vorgedrungen. As Vorwand für diesen Einbruch diente die nichtige Auslassung etlicher Titel, die sich die polnische Staatskanzlei dem Zaren gegenüber zuschulden kommen ließ. Es war seltsam genug, daß eine Nation, die vielleicht nicht lesen konnte, um einiger Buchstaben willen, die auf der Adresse eines Schreibens fehlten, ein Nachbarvolk mit Krieg überzog.
Inzwischen nützten die Schweden die Bedrängnis ihrer Feinde aus und machten beträchtliche Fortschritte. Sie brachten Preußen in ihre Gewalt, nahmen dort Quartiere und näherten sich dann Königsberg. Ihr Vorgehen machte die Lage des Kurfürsten von Tag zu Tag schwieriger. Er sah den Augenblick kommen, wo er seine Neutralität nicht länger wahren konnte, ohne Preußen dem unvermeidlichen Ruin auszusetzen. Da die Schweden ihm zu wiederholten Malen günstige Anerbietungen gemacht hatten, schlug er sich auf ihre Seite und traf mit ihnen zu Königsberg ein Abkommen3 wonach er sich als Vasallen der schwedischen Krone bekannte und ihr für das Herzogtum Preußen die Huldigung leistete, unter der Bedingung, daß zu seinen Gunsten das Bistum Ermland säkularisiert würde. Um seine Stellung noch zu stärken, ging Friedrich Wilhelm ein Bündnis mit Ludwig XIV. ein, der ihm seine Provinzen am Rhein und an der Weser garantierte.
Seinen Vertrag mit den Schweden wandelte er dann zu Marienburg in ein Offensivbündnis um4. Der König und der Kurfürst hatten hierauf in Polen eine Zusammenkunft, in der sie sich über ihre Kriegspläne einigten und namentlich über Mittel und Wege, Warschau den Polen wieder zu entreißen, die kurz zuvor die schwedischen Truppen daraus vertrieben hatten. Dann marschierte der Kurfürst durch Masovien und vereinigte sich an der Mündung des Bug in die Weichsel mit dem schwedischen Heer. Die Verbündeten überschritten den Bug zur selben Zeit, als das polnische Heer bei Warschau über die Weichsel ging, sodaß nun also kein Hindernis mehr die Gegner trennte.
Die Vertreter Frankreichs, d'Avaugour und de Lumbres, hofften durch Unterhandlungen eine Einigung zu erreichen. Zu diesem Zweck gingen sie oftmals von einem Lager ins andere hin und her. Aber die Polen waren auf ihre Zahl5 so stolz, daß sie die Verbündeten, deren Streitkräfte sich nur auf 16 000 Mann beliefen, gering schätzten. Mit dreistem Übermut wiesen sie alle Vorschläge der Vermittler ab.
Das polnische Heer stand in einem verschanzten Lager. Sein rechter Flügel erstreckte sich gegen einen Sumpf hin. Die Weichsel, die vom Rücken des Lagers schräg
1 Vielmehr in Rinsk, am 12. November 1655.
2 Alexei Michailowitsch.
3 Am 17. Januar 1656.
4 Am 25. Juni 1656.
5 Anmerkung des Königs: „Sie hatten 40 000 Streiter.“