Nachdem das siegreiche Heer etwas Ruhe genossen hatte, machte es noch einen Marsch von sechs deutschen Meilen zur Verfolgung der Polen. Der Kurfürst aber ließ einige Truppen unter dem Befehl des schwedischen Königs und kehrte mit seiner Hauptmacht nach Preußen zurück, um die Tartaren, die dort einfielen, zu verjagen. Da er merkte, daß Karl Gustav seines Beistandes aufs dringendste bedurfte, bediente er sich dieses Umstandes mit solcher Geschicklichkeit, daß er durch den Vertrag von Labiau1 die volle Souveränität über Preußen erlangte. Schweden behielt sich nur die Eventual-Nachfolge für das Herzogtum vor.
Der Kurfürst teilte dem Kaiser den Gewinn der Schlacht bei Warschau mit. Aber Ferdinand III., der die Schweden noch fürchtete, sah nur widerwillig das gute Einverständnis zwischen ihnen und den Brandenburgern und beneidete die beiden Helden überdies um ihre glänzenden Erfolge. Er begnügte sich damit, ihm zu antworten: er bedauere die Polen, daß sie es mit zwei so tapferen Fürsten zu tun hätten.
Der Kaiser, der damals in Frieden mit all seinen Nachbarn lebte, glaubte es seiner Würde schuldig zu sein, sich auch in die polnischen Wirren zu mischen, entweder um das Königreich Polen zu schützen, oder um dem König von Schweden Schranken zu setzen, oder um selber Vorteil aus der Sache zu ziehen. Er sandte Hatzfeldt mit 16 000 Mann den Polen zu Hilfe. Dänemark nahm sich aus Haß gegen Schweden gleichfalls der Interessen Polens an. Diese mächtige Vereinigung ward für Karl Gustav ein sicheres Anzeichen vom Unbestand des Glückes. Ferdinand III. war noch nicht zufrieden damit, daß er die Polen durch seine Truppen unterstützte; er wollte sie auch von einem gefährlichen Feind befreien und redete Friedrich Wilhelm in den dringlichsten Ausdrücken zu, er solle sich von den Schweden lossagen.
Da der Kurfürst sich von allen Seiten bedrängt sah, entschloß er sich, den Gesetzen der Notwendigkeit zuvorzukommen. Er tat gutwillig, was er doch nicht hätte Verweigern können. In der Voraussicht, daß der Kaiser und der König von Dänemark2 ihn durch einen Einfall in seine deutschen Staaten zwingen konnten, die Partei der Schweden zu verlassen, schloß er in Wehlau Frieden mit den Polen3. Sie erkannten die Souveränität Preußens an und traten ihm, zur Entschädigung für das Bistum Ermland, die Ämter Lauenburg und Bütow ab. Die Stadt Elbing wurde ihm gegen eine Summe Geldes verpfändet4 und die Erbfolge in Preußen wurde auf seine Vettern, die fränkischen Markgrafen, ausgedehnt. Polen und Brandenburg versprachen einander gegenseitige Hilfeleistung von 2 000 Mann. Der Kurfürst räumte alle von der Republik Polen abhängigen Städte, in denen er eine Besatzung hatte. Dieser wichtige Vertrag wurde in Bromberg bestätigt5.
1 Geschlossen am 20. November 1656.
2 Friedrich M. (1648—1670).
3 Am 19. September 1657.
4 Erst 1698 wurde Elbing, zu dessen Abtretung Polen sich 1657 verpflichtete (unter Vorbehalt der Einlösung gegen Zahlung von 400 000 Talern), von Kurfürst Friedrich III. in Besitz genommen.
5 Durch den Bromberger Vertrag vom 6. November 1657.