Frankreich mutete dem Kurfürsten zu, er solle den Schweden zurückgeben, was er im Kampfe gegen sie erobert hatte, und ihnen die Kriegskosten wiedererstatten. Es würde Ludwig XIV. schwer gefallen sein, einem Fürsten, der durch Niederlagen bereits gedemütigt gewesen wäre, kränkendere Bedingungen vorzuschreiben. Der Kurfürst wollte denn auch nichts davon wissen. Seine Wünsche erhoben sich höher, und er hoffte, durch Verträge festzuhalten, was er durch Kämpfe erworben hatte. Beim Westfälischen Frieden hatte er durch seine Unterhandlungen mehr gewonnen, als er im ganzen Verlauf seines Lebens durch die Waffen, durch all seine Siege errang.
Der Krieg dauerte in Pommern fort. Die Schweden hoben auf der Insel Rügen zwei Detachements auf, ein dänisches und ein brandenburgisches, deren jedes 60 Mann stark war. Der König von Dänemark verlor Christiania und die Provinz Blekingen.
Das Glück des Kurfürsten oder, besser gesagt, seine Fähigkeiten, die keinem Zufall unterworfen waren, behaupteten sich in diesem Krieg unveränderlich. Er erhielt einen Zuzug von 4 000 Lüneburgern. Mit ihnen und mit Hilfe der dänischen Schiffe setzte er auf die Insel Rügen über, verjagte dort die Schweden und erstürmte ihre Stellung bei Alten-Fähre (24. September). Darauf bemächtigte er sich der Insel Dänholm, fuhr nach Stralsund und ließ die Stadt mit solcher Heftigkeit bombardieren, daß sie sich nach zwei Tagen ergab (25. Oktober). Mit der Eroberung von Greifswald endlich schloß er den ruhmvollen Feldzug ab.
Es scheint, daß es dem Schicksal gefiel, dem Kurfürsten Gelegenheiten zu verschaffen, bei denen er seine großen Gaben entfalten konnte. Kaum hatte er seinen Feldzug beendet, als er erfuhr, daß General Horn mit 16 000 Schweden aus Livland in Preußen eingedrungen sei und das Land überschwemme. Ohne Erstaunen nahm er die Nachricht auf, und ohne in Verlegenheit zu geraten, schuf er Abhilfe. Sein erfindungsreicher Geist hatte Pläne in Fülle bereit. Er brauchte bloß die geeigneten auszuwählen und anzuwenden. Gedanke und Ausführung waren bei ihm eins.
General Görtzke1 wurde mit 3 000 Mann nach Preußen entsandt. Er erreichte Königsberg glücklich, vereinigte sich dort mit Hohendorff2 und verhielt sich bis zur Ankunft des Kurfürsten untätig. Um sich Verstärkung zu beschaffen, schloß Friedrich Wilhelm ein Schutzbündnis mit denselben Holländern, die ihn so feige im Stich gelassen hatten. Er verzichtete auf die rückständigen Subsidien und trat ihnen überdies Schenkenschanz ab. Zum Dank erhielt er lediglich nichtige Zusicherungen, die von den undankbaren Republikanern in keiner Welse verwirklicht wurden.
Mittlerwelle drangen die Schweden immer tiefer in Preußen ein. Unterwegs hatten sie die Vorstadt von Memel niedergebrannt, Tilsit und Insterburg in ihre Gewalt gebracht. Ihre Truppen hatten sich ausgebreitet, ihre Streifkorps durchzogen das ganze Land.
1 Joachim Erwin von Görtzke.
2 Oberst Kaspar von Hohendorff.