<16>Sehn sie, vom Ruhm getröstet, winken
Als stolzen Preis Unsterblichkeit.

Unseliger Regulus, du Zierde
Von Rom in der Karthager Haft,
Als Opfer blinder Rachbegierde,
Nein, deiner Tugend, hingerafft.
Glorreiches Vorbild großer Taten,
Um deinen Ruhm nicht zu verraten
Und deines Ehrenworts Gebot,
Kehrst du, dein Vaterland zu retten,
Zurück in deine schweren Ketten
Und leidest dort den Martertod. 1

Wer ist der Held, in jedem Kriege
Triumphgekrönt? Es ist Eugen;
Die Ehren seiner stolzen Siege,
Der Ruhm läßt nimmer sie vergehn:
Dies strahlende Phantom, beschieden
Als Schutzgeleit schon dem Alkiden,
Läßt ihn zum Rhein, zur Donau ziehn,
Den Feind bedrohn in Ungarns Wäldern
Und auf Italiens blutigen Feldern,
Um ihn zu kränzen in Turin.2

Ihr, denen Kunst und Dichtung eigen,
Minervas und Apollos Brut,
Wer stößt, auf den Parnaß zu steigen,
Euch ein die Sehnsucht und die Glut?
Homer, Virgil, ja, laßt euch fragen,
Horaz, Voltaire, ihr sollt mir sagen:
Welch einem Gott singt ihr zu Dank?
Ihr alle seid dem Ruhm ergeben;
Um für die Nachwelt fortzuleben,
Feilt Ehrgeiz euch die Verse blank.

Der Frevler mit dem scheelen Auge
Sucht irrend stets der Ehre Pfad;
Es wähnt sein wilder Sinn, ihm tauge
Zum Ruhm die grimme Missetat.


1 Vgl. Bd. IX, S. l6.

2 Schlacht bei Turin, 7. September 1706.