<204>Wie schenkte unerschöpflich die Natur
Dir das Talent zu reiner Freude nur,
Die treulich jede Schranke ehrt,
Wie Zucht und Sitte sie gelehrt,
Und dennoch schlürft die Lust in vollen Zügen!
Welch Zauber aber hat Dich jetzt betört,
Die Pfade Epikurs zu meiden,
Um höchst vernünftig zu entscheiden,
Wieviel auch wirklich ein Vergnügen wert?
Glaub' mir, ein Irrtum, der uns hold umfängt,
Ist besser als das trübe Licht,
Das die Vernunft uns zur Erleuchtung schickt.
Erkennst Du durch ihr Auge nicht,
Das scharf durch alle Schleier bricht,
Daß alle Dinge auf dem Erdenplan
Nur Dunst, Verblendung sind und eitler Wahn?
Wir alle huldigen hier auf Erden
Der Illusion und ihrer Macht.
Die reizendste soll unsre Freundin werden!
Dann mag mit majestätischen Gebärden
Die lästige Überlegung hoch von droben
Erscheinen, ist die Tafel aufgehoben.
Drum abgetan sei jedes Vorurteil!
Meinst Du, es wäre nicht zu unsrem Heil,
Wenn man die Lust, die unterwegs begegnet,
Rasch als willkommne Beute segnet?
Und schnell wird mir die Antwort nahn:
Dein Diener ginge stets die rechte Bahn.
So kehre heim zu Spiel und Lust und Lachen,
Zu Deines Frühlings losem Übermut.
Stets fröhlich sei Dein Lebensblut:
Das ist der Rat, den Weise Dir vermachen.
Und was zuwenig, was zuviel,