<40>In der Menschen Zusammenleben
Ward uns die Quelle des Glücks gegeben,
Und aus dem Geiste der Menschlichkeit stießt
Jedwedes Glück, das die Welt genießt.
Ohn' ihn ist die Tugend ein dürres Land,
Wie's auch mit Blumen allerhand
Sich schmücken mag — wertloser Putz!
Ist es doch keiner Seele nutz.
Was frommes, wenn ein unerschrockener Held
Für seinen Ruhm, seine Eitelkeit fällt?
Was macht es aus, wenn wirklich Arist —
Mag Cato auch seine Mäßigkeit feiern —
Am Tage ausgekommen ist
Mit baren fünf Dreiern?
Mehrt das mein Wohlsein etwa? Sprecht,
Kommt's mir zugute? Das Menschengeschlecht,
Die Gesellschaft hat keinen Deut davon!
Seht jenes Volk, das kaum erstanden
Aus der Drachensaat, aus der Scholle Banden,
Da erhebt es die Waffen des Krieges schon;
Vor Kadmus' staunenden Augen sofort
Rast's wider sich selber mit Haß und Mord.
Da habt ihr ein Bild,
Wie die Menschheit entartet in Wahnwitz wild,
Wo das Gebot der Natur nicht gilt;1
Treu bleib' es in unsrer Brust behütet!

Wär' wohl ein Reich zu denken, darinnen
Das Lasier Herrenrecht könnte gewinnen?
Müßt's nicht, in allen Tiefen zerrüttet,
An sich selber zugrunde gehn?
Wie kann es bestehn?
In seinen Eingeweiden wütet
Verderben; Gift und Galle zersetzt
Das eigne Lebensblut zuletzt;
Ein jeder wollte der Herr dort sein,
Und der Herrscherthron
Wär'' schließlich der Lohn


1 Vgl. Bd. VII, S. 98.