<42>Nicht wahr, euch schaudert bei diesen Worten?
Was gilt's, es beut die Unmenschlichkeit
Dergleichen Frevel allerorten.
Wohin mit eurem Weh und Herzeleid,
Wenn ihr verkannt vom eignen Vater seid?
Wenn ihr, in eurer Verdammnis und Schmach,
Trübselig eure Tage spinnt?
Wer sagt, wo die Freunde, die Helfer sind?
Ach, keine Seele fragt euch nach!
O Elend, dem kein zweites gleicht,
Wenn Krankheit leise euch beschleicht,
An eurem Leben nagt und nagt!
Wenn ihr, an Leib und Seele zerschlagen,
Zugleich bedrängt von hundert Plagen,
Dahinsiecht, trüb und unbeklagt!
Ein Elternloser, ein Entblößter
Von jedem Helfer, jedem Tröster,
Sterbt ihr vor Gram und Herzeleid
In Elend und Bedürftigkeit.

Unwürdige Menschen, deren starres Herz
Nicht zu erschüttern ist von fremdem Leide,
Ihr gleicht den Götzen, die der blinde Heide
Vergebens ansteht — sie sind Stein, sind Erz!
Ihr Niegerührten! Unglückselige Art,
Die menschlich nicht gezeugt, geboren ward,
Tisiphone und Kerberos, der wilde.
Die haben euch geformt nach ihrem Bilde!
Errötet, Sterbliche: das Tigertier
Ist menschlicher als Menschen so wie ihr,
Menschen wie Kaiser Nero, wie Tiber,
Wie Sulla, jener fürchterliche Würger,
Der sich am Blut berauscht der röm' schen Bürger!
Fürwahr, ein Schrecken der Natur war er
Und eine Geißel Roms. Und sieh, hierher
Gehörst auch du in deinen jungen Tagen,
Ottavian,1 von dem Ovid
Später gerühmt in seinem Lied,


1 Vgl. Bd. VII, S. 34; IX, S. 36.