Denn Wirte voll Gewinnbegier,
Die uns, schon nahe dem Verschmachten,
So schlecht wie möglich unterbrachten
In einem greulichen Quartier,
Brandschatzten uns, vergiftend unsern Magen.
Lukull, wie anders war's in deinen Tagen!
Unser Aufzug muß sicherlich einen höchst seltsamen Eindruck gemacht haben, da man uns an jedem Ort, wo wir durchkamen, für etwas anderes hielt.
Wir mochten Könige den einen,
Den andern Strolche feinster Art,
Den Dritten Wohlbekannte scheinen;
Das Volk war manchmal dicht geschart,
Um in die Augen uns zu gaffen
Mit kecker Neugier wie Schlaraffen.
Mein forscher Italiener1 fluchte,
Dieweil ich's mit Geduld versuchte,
Der jugendliche Graf2 mit Scherzen,
Der große Graf3 sich räkelte
Und als ein Christ in tiefstem Herzen
Am Reiz der Fahrt nach Frankreich mäkelte.
Endlich erreichten wir den Ort,
Wo die Besatzung, schlaff und schwach,
So kläglich öffnete die Tore
Gleich nach dem allerersten Krach
Französischer Kanonenrohre.4
Sie erkennen ohne Zweifel Kehl an meiner Beschreibung. Hier fragte uns der Postmeister, umsichtiger als wir, ob wir mit Passen versehen wären.
Nein, sprach ich, den Erwerb von Pässen
Verschmähten wir als Narrenstreich.
Man darf sie, glaub' ich, nicht vergessen,
Wenn man den Weg aus Plutos Reich
Zurück ins Leben will durchmessen;
Doch wer aus Deutschland zu der losen
Und heitren Liebesinsel reist
Von euren flotten Herrn Franzosen,
1 Algarotti.
2 Prinz August Wilhelm, der älteste Bruder Friedrichs.
3 Der Oberst und Generaladjutant Graf Leopold Alexander von Wartensleben (vgl. Bd. VII, S.275).
4 Kapitulation von Kehl am 28. Oktober 1733 (vgl. Bd. I, S.154).