<85>Die kleine Schar von hochgesinnten Helden,
Die man um ihrer Treue willen ehrt.
Wüßt' ich die Leier des Horaz zu schlagen,
Fürwahr, das Echo sollte vom Parnaß
Hier dieses Herzens Sehnsucht mit mir klagen,
Das Dir verbunden bleibt ohn' Unterlaß;
Mehr denn Achates warst Du, würd' ich sagen,
Mehr denn ein Pylades, Pirithous;1
So in der Liebe feurigstem Erguß
Unsterblich werden sollte im Gesang,
Was Dich geziert Dein Leben lang.

Ich darf die Sonne sehn, und Du nicht mehr!
So ist's denn wahr, ach, nur zu wahr, daß er,
Der Unerbittliche, ohn' Unterschied
Das Schönste in das Nichts herunterzieht.
Ob Wert, ob Unwert! . Ehre oder Schande!
Wer fragt danach noch am Cocntusstrande:
Was hat Achill, was Hektor dem Thersites
Voraus? Auch ich geh schleunigen Schrittes
Der Heimstatt zu, der dunklen; Tage, Stunden
Sind, wie sie kamen, mir im Flug entschwunden.
Halb schon durchmessen ist die Lebensbahn,
Und nah und näher rückt das Ziel heran.
Geduld! Nicht lang mehr währt's, so grüß' ich Dich
Im dunklen Schattenreich, um inniglich
Mit Dir in düstrer Friedensfreistatt dort
Die Freundschaft zu erneun und fort und fort
Dir liebend nah zu sein.
Indeß solang' in dieser Welt
Das Schicksal mich gefesselt hält,
Bleibt mir Dein Bildnis unvergessen.
So lang gibt's auch kein Glück, das je
Mir lindern mag mein brennend Weh.
Laß unter Deinen Grabzypressen
Mein Haupt mich senken; ungemessen
Laß meine Schmerzenswollust sein!
Dort will ich heiße Herzenstränen


1 Pylades und Pirithous Muster der Freundschaft, Achates ein treuer Diener.