6. Kapitel
Begebenheiten vor der Schlacht von Chotusitz. Disposition für die Schlacht. Gefecht bei Sahay. Belle-Isle kommt ins preußische Lager. Seine Abreise nach Sachsen. Friede zu Breslau.
Das Heer des Königs in Böhmen war in drei Korps geteilt: 16 Bataillone und 20 Schwadronen deckten das Hauptquartier zu Chrudim; 10 Bataillone und 20 Schwadronen unter dem Oberbefehl von Ieetze standen in der Gegend von Leitomischl, und mit der gleichen Anzahl hielt Kalckstein Kuttenberg besetzt. Diese drei Korps konnten in zweimal 24 Stunden zueinanderstoßen. Außerdem standen zwei Bataillone in der Festung Glatz; ein Bataillon deckte die Magazine zu Königgrätz und je eins die Vorräte zu Pardubitz, Podiebrad und Nimburg. Die Elbe floß also parallel hinter den preußischen Quartieren her, und die Magazine waren so angelegt, daß die Armee dem Feinde immer entgegenrücken konnte, mochte er kommen, von welcher Seite er wollte. Der Fürst von Anhalt war stärker als nötig, weil er keinen Feind vor sich hatte. Er behielt 18 Bataillone und 60 Schwadronen, um Oberschlesien zu decken, und schickte den General Derschau mit 8 Bataillonen und 30 Schwadronen zur Verstärkung der Armee nach Böhmen.
Als diese Verstärkung noch unterwegs war, traf die Nachricht ein, daß der Prinz von Lothringen Mähren verlasse und über Deutsch-Brod und Zwittau gegen Böhmen vorrücke. Man erfuhr sogar, daß Feldmarschall Königsegg, der eigentliche Führer des Heeres, gesagt habe, man müsse gerade auf Prag losgehen und unterwegs die Preußen schlagen. Er glaubte sie nur 15 000 Mann stark und hielt seine Übermacht für bedeutend genug, um ein so schwaches Korps ohne die geringste Gefahr anzugreifen. Man hat den Feldmarschall getadelt, daß er bei einem Feldzuge im eigenen Lande so schlechte Nachrichten hatte. Aber das war nicht ganz seine Schuld. Böhmen neigte mehr zu Bayern als zu Österreich. Die Preußen paßten gut auf und beobachteten sorgfältig alle, die sie etwa verraten konnten. Schließlich kamen Truppen an und andre gingen fort, sodaß diese verwickelten Bewegungen von den Bauern nicht durchschaut werden konnten. So urteilt man über Heerführer! Ihre Kunst be-