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Unter allen Verbündeten Frankreichs war der Kaiser am meisten zu beklagen. Denn Broglie war weder ein Catinat noch ein Turenne, und auf Leute wie den Feldmarschall Törring und die bayerischen Truppen war gar nicht zu rechnen. Der Kurfürst von Sachsen sah zwar mit scheelen Blicken auf die Vergrößerung des Hauses Brandenburg, war aber dem König Dank schuldig, weil dieser ihn in den Breslauer Frieden mit einbegriffen hatte und er sich so mit Ehren aus einem schlimmen Handel herausziehen konnte. Übrigens hatte August III. so wenig Ahnung, wozu man seine Truppen verwandte, daß er den Grafen Wartensleben, der ihm im Namen seines Verbündeten die Nachricht von dem Siege bei Czaslau überbrachte, fragte, ob seine Truppen sich auch gut dabei gehalten hätten. Wartensleben antwortete, sie wären gar nicht dabei gewesen und hätten sich lange vor der Schlacht nach dem Kreise Saaz an der sächsischen Grenze zurückgezogen. König August schien erstaunt; er ließ Brühl rufen, der sich herauszureden suchte.

Bei so wenig gutem Willen auf seiten seiner Verbündeten war der König über seine Rechtfertigung nicht verlegen. Hier die Abschrift des Briefes, den er an den Kardinal Fleury schrieb1:



Mein Herr Vetter!

Es ist Ihnen bekannt, daß ich, seit wir im Bundesverhältnis stehen, mit unverbrüchlicher Treue alle Absichten Ihres königlichen Herrn unterstützt habe. Durch meine Vorstellungen habe ich dazu mitgeholfen, die Sachsen der Partei der Königin von Ungarn abtrünnig zu machen. Ich habe dem Kurfürsten von Bayern meine Stimme gegeben und seine Krönung beschleunigt. Ich habe Ihnen mit allen Kräften beigestanden, den König von England im Zaume zu halten. Ich habe den König von Dänemark in Ihr Interesse gezogen. Kurz, durch Unterhandlungen wie durch das Schwert habe ich nach besten Kräften die Sache meiner Bundesgenossen fördern helfen, obwohl die Erfolge hinter meinen Wünschen und meinem guten Willen stets zurückgeblieben sind. So sehr auch meine Truppen nach den ununterbrochenen Strapazen des Feldzuges von 1741 nach verdienter Ruhe verlangten, so habe ich doch dem dringenden Ersuchen des Marschalls Belle-Isle nachgegeben, sie noch in Böhmen zu gebrauchen, um dort den linken Flügel der Verbündeten zu decken. Mehr noch: um Herrn von Ségur, der in Linz eingeschlossen war, zu befreien, ging ich im Eifer für die gemeinsame Sache nach Sachsen, wo ich durch zudringliche Vorstellungen beim König von Polen durchsetzte, daß seine Truppen zusammen mit den meinen eine Diversion nach Mähren machten. Sie marschierten auf Iglau, von wo Herr von Lobkowitz sich hastig zurückzog. Diese Diversion wäre von ent-


1 Die im folgenden mitgeteilte Fassung des Schreibens vom 18. Juni 1742 ist nicht genau, zum Teil gekürzt.