<137>dern durfte er es nicht verderben, da sie allein für diesen Frieden Garantie geleistet hatten. Auch hatten sich die Dinge noch nicht so zugespitzt, daß er seinen Staat in einen neuen Krieg hätte stürzen müssen. Er mußte sich also damit begnügen, daß der König von England versprach, nichts gegen den Kaiser oder dessen Erblande zu unternehmen.
Die Unterhandlungen mit England waren nicht die einzigen. Der König hatte in seinem unmittelbaren Interesse noch andre in Petersburg angeknüpft. Es galt, die Kaiserin von Rußland zur Garantie des Breslauer Friedens zu bewegen. England und Österreich aber arbeiteten dem König entgegen, wenn auch nur unter der Hand, so doch aus allen Kräften. Die Brüder Bestushew, beide Minister der Kaiserin1, machten, durch zehntausend Guineen geködert, immer neue Schwierigkeiten, durch die sie den Abschluß der Sache stets von neuem hinausschoben. Die Königin von Ungarn betrachtete die Abtretung Schlesiens als erzwungen und glaubte, sie eines Tages widerrufen und ihre unfreiwillige Zustimmung auf ihre damalige Notlage schieben zu können. Die Engländer wollten den König von Preußen isolieren, ihm jeden Rückhalt nehmen und ihn ganz in ihre Abhängigkeit bringen. Wie sehr Fürsten solche Absichten auch verbergen mögen, sich völlig vor Entdeckung zu schützen ist doch sehr schwer.
Damals wurde der Friede zu Friedrichshamn2 zwischen Rußland und Schweden ratifiziert. Der Verlust eines öden Teiles von Finnland war das Geringste, was Schweden zu beklagen hatte. Aber der Despotismus, den die Russen in Stockholm ausübten, wurde zum Schandfleck für die Nation. Ein Untertan der Kaiserin ward in Schweden so geachtet wie ein römischer Senator zu Cäsars Zeilen in Gallien.
Einer Nation, die Unglück hat, fehlt es nie an Feinden. So wollten die Dänen von Schwedens Mißgeschick profitieren. Der Reichstag war in Stockholm versammelt, um den soeben mit Rußland geschlossenen Frieden zu bestätigen und einen Thronfolger zu ernennen. Der König von Dänemark3 hatte die Absicht, die Kronen der drei nordischen Reiche auf dem Haupte seines Sohnes, des Kronprinzen, zu vereinigen. Er erregte einen Aufstand in Dalekarlien, wiegelte die Priester auf und bestach einige Bürger. Aber das Unternehmen stieß auf so viele Schwierigkeiten, daß der Plan schon in der Geburt erstickte. Die dänischen und schwedischen Truppen zogen sich bereits an den Grenzen zusammen. Der Stockholmer Reichstag sah sich nach Hilfe um und bat den König von Preußen um seine guten Dienste zur Vermittlung eines Vergleiches mit seinen Nachbarn. Der König verwandte sich für Schweden, und der König von Dänemark erwiderte ihm, er werde auf Preußens Vorstellungen hin nichts übereilen. Aber, was vielleicht unglaublich scheinen wird: dieselben Schweden, die eben einen so entehrenden Frieden mit den Russen geschlossen hatten, baten jetzt die Zarin um Schutz gegen die Dänen. Elisabeth willigte ein und schickte General Keith mit
1 Graf Alexej war Großkanzler, Graf Michael Oberhofmarschall.
2 Friede von Ǻbo, geschlossen am 17. August 1743.
3 Christian VI. (1730—1746); ihm folgte sein Sohn Friedrich V. (1746—1766).