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Die Franzosen, die in Osterhofen standen, waren auf den Anmarsch der Öster reicher nicht gefaßt. Der alte Broglie, der mit den Marschällen Maillebois und Seckendorff das Heer befehligte, war von Seckendorff aufs dringendste gebeten worden, dem Feinde zuvorzukommen und die Truppen zusammenzuziehen, bevor Khevenhüller etwas unternehmen könne. Aber umsonst. Broglies Feinde behaupteten sogar, ihm wären die Mißerfolge eines Krieges, an dem der Marschall Belle-Isle den meisten Anteil gehabt hatte, nicht einmal unlieb gewesen. Andre meinen mit größerer Wahrscheinlichkeit, er habe vom Hofe Befehl gehabt, Bayern im Stich zu lassen und nach Frankreich zurückzukehren. Sein Betragen schien jedenfalls die letztere Meinung zu rechtfertigen, und der Hof bezeigte ihm bei seiner Rückkehr keinerlei Unzufriedenheit.

Die Österreicher benutzten den Vorteil, daß sie mit einem zusammengezogenen Heere gegen zersplitterte Truppen zu kämpfen hatten. Prinz Karl von Lothringen übernahm den Oberbefehl und vertrieb die Franzosen unverweilt aus Deggendorf. Alles wich vor ihm. In dem Maße, wie er vorrückte, erhielten die französischen Truppen Befehl zum Rückzuge. Mehrere ziemlich beträchtliche Flüsse, die in Tirol entspringen, ihren Lauf durch Bayern nehmen und in die Donau münden, machen es Heerführern, die sich zur Wehr setzen wollen, leicht, den Feind am Überschreiten zu hindern. Aber der Prinz von Lothringen fand nicht den geringsten Widerstand. Broglie räumte Straubing und gab dem Feinde ein großes Magazin preis, bei dem er nur eine schwache Besatzung zurückgelassen hatte. Zwar waren bei Donauwörth schon 10 000 Mann französische Hilfstruppen angelangt, um zu ihm zu stoßen. Sie schlossen sich aber seiner Flucht an. Das ganze französische Heer ließ Seckendorff trotz dessen nachdrücklichen Vorstellungen im Stich und machte erst in Straßburg wieder halt. Hier gab Broglie gleich am Tage seiner Ankunft einen Ball, offenbar zur Feier dieses glorreichen Feldzugsabschlusses.

Der unglückliche Seckendorff bemühte sich, die Trümmer der Kaiserlichen, die sich bei Braunau so kläglich gehalten hatten, zu sammeln. Er vereinigte sie mit dem bei Burghausen stehenden Korps und zog sich eiligst nach München zurück, verließ aber auch dieses, um zu den Franzosen zu stoßen. In der Überzeugung, daß die Franzosen über den Rhein zurückgehen würden, schrieb er an Marschall Broglie: da die Franzosen den Kaiser im Stiche ließen, so sähe sich der Kaiser genötigt, die Franzosen gleichfalls zu verlassen und nur noch an seine Sicherheit zu denken. Zugleich bat er den Prinzen von Lothringen und Khevenhüller um einen Waffenstillstand und erhielt von ihnen eine Zusage, die einem Waffenstillstand gleichkam: die Österreicher versprachen, die kaiserlichen Truppen so lange zu respektieren, als sie auf neutralem Reichsgebiet ständen1. Im Rausch ihrer Erfolge fanden die Österreicher es unter ihrer Würde, die kaiserlichen Truppen zu entwaffnen. Sie eilten nach dem Rhein, in


1 Konvention von Niederschönfeld, 27. Juni 1743.