<142> diente, konnte den König nur mit größter Mühe bewegen, Befehl zum Vorrücken seiner Engländer zu geben. Und doch waren sie es, die die Franzosen zur Umkehr und zum Rückzug über den Rhein zwangen.

Die Franzosen scherzten über ihren Rückzug. Man nannte diese Schlacht den „Tag der verunglückten Stäbe“, weil Harcourt und Grammont ihren Angriff nur in der Hoffnung unternommen hatten, zum Lohn ihrer Tapferkeit den Marschallsstab zu erhalten. Der französischen Garde gab man den Spottnamen „Main-Enten“. An Noailles' Wohnung hängte man einen Degen mit der Inschrift auf: „Du sollst nicht töten“. Freilich hätte der Marschall nicht bei seinen Batterien am andern Mainufer bleiben dürfen. Wäre er beim Heere gewesen, so hätte er der französischen Garde niemals erlaubt, so zur Unzeit anzugreifen; und hätten die Truppen ihre Stellung nicht verlassen, so hätten die Verbündeten sie niemals daraus vertreiben können.

Dem König von England trug die Schlacht bei Dettingen weiter nichts ein als Lebensmittel für seine Truppen. Die hannöversche Artillerie wurde gut bedient. Einige hannöversche und österreichische Regimenter, besonders das Regiment Styrum, zeichneten sich aus. Den größten Anteil am Siege hatte Neipperg; Prinz Ludwig von Braunschweig unterstützte ihn trefflich. Von diesem Prinzen, der Augenzeuge gewesen war, weiß ich, daß der König von England während der ganzen Schlacht zu Fuß vor seinem hannöverschen Bataillon stand, den linken Fuß zurückgesetzt, den rechten Arm mit dem Degen in der Hand ausgestreckt, etwa wie ein Fechtmeister, der einen Quartstoß ausführen will. Er gab Beweise von Tapferkeit, aber keinen Befehl für die Schlacht. Der Herzog von Cumberland1 focht mit den Engländern an der Spitze der Garde und erregte Bewunderung durch seinen Mut und durch Menschenfreundlichkeit. Obwohl selbst verwundet, verlangte er, daß der Feldscher einen mit Wunden ganz bedeckten französischen Gefangenen vor ihm verbände.

Die Alliierten dachten nicht an die Verfolgung der Franzosen, sondern nur an die Lebensmittel in ihrem Magazin zu Hanau. Der Sieger nahm das Abendbrot auf dem Schlachtfelde ein und setzte dann unverzüglich seinen Marsch fort, um zu seinen Vorräten zu gelangen. Äußerst merkwürdig ist es, daß Lord Stair nach dieser siegreichen Schlacht den Marschall Noailles brieflich ersuchte, für die Verwundeten zu sorgen, die auf dem vom Sieger verlassenen Schlachtfelde lagen. Da die Verbündeten sämtlich ein grünes Band am Hute hatten, so befestigte man am Bande des Königs einen Lorberzweig, den er auch unbedenklich trug. Das sind Armseligkeiten, aber sie kennzeichnen die Menschen.

Dem König von Preußen machte der Sieg nicht so viel Freude wie dem König von England. Er mußte befürchten, daß das ohnedies energielose französische Ministerium, das nun vollends durch eine Reihe von Schlägen entmutigt war, den Ruhm Ludwigs XV. und die Interessen des Kaisers aufopfern würde, um sich aus


1 Wilhelm August, Herzog von Cumberland, Sohn Georgs II.