<149> von Preußen Gelegenheit geben, sich mit dem Petersburger Hofe enger zu verbinden. Er schrieb deshalb an Mardefeld, seinen Gesandten bei der Kaiserin, und der geschickte Diplomat unternahm den Versuch, das zwischen beiden Mächten bestehende Bündnis zu erweitern. Nach langem Verhandeln erreichte er nichts als eine ziemlich unbestimmte Garantie für den preußischen Staat, die in so dehnbaren Ausdrücken gefaßt war, daß es nicht verlohnte, sie zu besitzen. So inhaltlos der Vertrag1 war, so konnte er die Höfe, die Preußen übelgesinnt waren, doch einschüchtern: um zu prahlen, taugt ein Simili soviel wie ein Diamant. Es war Graf Bestushew, der der Kaiserin abriet, ein engeres Bündnis mit dem König von Preußen einzugehen. La Chétardie, der mit Bestushew unzufrieden war, arbeitete an seinem Sturze; Mardefeld erhielt Vollmacht, ihn dabei zu unterstützen. Aber Mardefelds Erfahrung vermochte nichts gegen Bestushews Stern. Wir behalten es uns vor, in der Folge ausführlicher von allen Ränken der Gesandten am russischen Hofe zu erzählen.
Auch in Berlin intrigierten die fremden Höfe. Die Engländer gaben ihr Projekt nicht auf, den König allmählich in ihren Krieg gegen Frankreich zu verwickeln. Die Franzosen wünschten, daß er ihnen zu Hilfe käme und sie durch eine Diversion unterstützte. Unterdessen kam Voltaire nach Berlin. Da er einige Gönner in Versailles hatte, hielt er das für hinreichend, sich das Ansehen eines Unterhändlers zu geben. Seine glänzende Einbildungskraft erhob sich ungehemmt in das weite Gebiet der Politik. Er hatte kein Beglaubigungsschreiben; seine Gesandtschaft wurde eine Spielerei, ein bloßer Scherz2.
Während Preußen sich selbst des Friedens erfreute, blieben ihm zwei wichtige Gegenstände stets vor Augen: die Aufrechterhaltung des Kaisers und ein allgemeiner Friede. Was den Kaiser betraf, so hatte Frankreich ihn im Stiche gelassen, und es blieb kein anderes Mittel zu seiner Erhaltung als, wie wir schon gesagt haben3, ein deutscher Fürstenbund, der dem Reichsoberhaupte mit Heeresmacht zu Hilfe kam. Diesen Gedanken hatte man den deutschen Fürsten schon beizubringen versucht, doch umsonst. Der König wollte einen neuen Versuch wagen, sie zu dem zu bewegen, was ihr Vorteil und ihre Ehre ihnen geboten. Er unternahm es selbst, mit mehreren Fürsten mündlich zu verhandeln. Unter dem Vorwande, seine Schwestern, die Markgräfinnen von Ansbach und Bayreuth, zu besuchen, reiste er ins Reich, ja sogar bis Öttingen4, angeblich zur Besichtigung der Trümmer des bayrischen Heeres, eigentlich aber in der Absicht, mit Feldmarschall von Seckendorff über Mittel und Wege zur Unterstützung des Kaisers zu reden. Aber alle Versuche, alle Gründe, alle Vorstellungen waren umsonst. Die schwärmerischen Anhänger des Hauses Österreich hätten sich aufgeopfert, aber die Anhänger des Kaisers waren durch die vielen Un-
1 Vom 27. März 1743.
2 Voltaire kam am 30. August 1743 als Sendling Amelots mit diplomatischen Aufträgen in Berlin an; den großen Fragebogen, den jener ihm vorlegte, füllte König Friedrich mit scherzhaften Antworten in Versen und in Prosa aus.
3 Vgl. S. 130.
4 Vielmehr Wemding bei Ansbach. September 1743.