<207>wartung nicht. Königsegg stellte zwei Infanterielinien gegenüber der Lücke auf, die zwischen Antoing und dem Walde von Barry klafft. Aber beim Angriff kamen sie in das Kreuzfeuer aus dem Dorfe und aus den Schanzen. Die Flanken erlitten schwere Verluste und bogen sich zurück. Das Zentrum litt weniger und blieb im Vorrücken. Durch das Abfallen der Flügel erhielt die österreichische Angriffsformation die Gestalt eines Keils, der durch den weiteren Vormarsch des Zentrums und durch die Verwirrung in eine tiefe Kolonne überging. Aber trotz der Unordnung griff diese Masse die französische Garde doch tapfer an, warf sie zurück, drang durch die beiden feindlichen Treffen und hätte vielleicht einen völligen Sieg davongetragen, hätten die Führer der Verbündeten die Verwirrung der Franzosen besser ausgenutzt. Die Mitte des französischen Heeres war durchbrochen. Es wäre ein leichtes gewesen, die Angriffskolonne zu spalten und die eine Hälfte nach rechts, die andre nach links zu werfen. Dadurch wäre die ganze noch standhaltende Infanterie in der Flanke gefaßt worden. Zugleich hätte die Kavallerie zur Unterstützung der mitten durchgeteilten Infanteriemasse vorgehen müssen. Hätten die Verbündeten so gehandelt, dann wäre es wahrscheinlich um die Franzosen geschehen gewesen. Aber während die Angreifer der Unordnung in ihren eignen Reihen abzuhelfen suchten, ließ der Marschall von Sachsen die königliche Leibgarde und die in Reserve gestellten Irländer vorgehen und verstärkte ihren Angriff durch die Salven einiger schleunigst aufgefahrenen Batterien. Auf diese Weise wurden die Engländer aus Angreifern zu Angegriffenen. Von allen Seiten, in der Front wie in der Flanke bedrängt, wichen sie nach tapferem Widerstand zurück, lösten sich auf und wurden von den Franzosen bis in den Wald von Barry verfolgt. Nach gewöhnlicher Schätzung kostete diese Schlacht den Verbündeten 10 000 Mann, mehrere Kanonen und einen Teil ihrer Bagage. Sie zogen sich durch Leuze unter den Kanonen von Ath nach dem Lager von Lessines zurück und überließen den Franzosen das Schlachtfeld und die Stadt Tournai.
Ludwig XV. und der Dauphin wohnten der Schlacht persönlich bei. Man hatte ihnen einen Platz bei einer zurückliegenden Windmühle angewiesen. Seitdem nannten die Franzosen ihren König nur noch Ludwig Müller (Louis du Moulin). So viel steht fest, daß Ludwig XV. am Tage nach der Schlacht bei dem Ritt über die blutgetränkte und mit Leichen bedeckte Walstatt zum Dauphin sagte: „Hier siehst du die Schlachtopfer, die dem politischen Haß und den Leidenschaften unsrer Feinde gefallen sind. Bewahre das im Gedächtnis, damit du mit dem Leben deiner Untertanen nie leichtfertig umgehst und ihr Blut nie in ungerechten Kriegen vergeudest.“ Der Marschall von Sachsen hatte trotz eines Anfalls von Wassersucht den Oberbefehl geführt. Er erhielt vom König die schmeichelhaftesten Lobsprüche. War es doch, als sei er von der Bahre aufgestanden, um Frankreichs Feinde niederzuschmettern. Der König von Preußen beglückwünschte ihn zu seiner Ruhmestat. Er sähe, so schrieb er an ihn, mit der Welt seinen Sieg als ein Unterpfand dafür an, daß der Marschall nach seiner Genesung noch ganz andre Dinge vollbringen würde. Europa ward mit gereimten