Das war die dritte Entscheidungsschlacht um den Besitz von Schlesien, aber nicht die letzte. Wenn die Fürsten um Provinzen spielen, bilden die Untertanen den Einsatz. Durch List wurde die Schlacht vorbereitet, aber durch Tapferkeit gewonnen. Wäre der Prinz von Lothringen durch seine selbst getäuschten Spione nicht irregeführt worden, so wäre er niemals so plump in die Falle gegangen. Das bestätigt wieder die alte Lehre, daß man nie von den Grundsätzen der Kriegskunst abweichen und nie die Vorsicht außer acht lassen soll. Ihre peinliche Beobachtung sichert allein den Erfolg. Selbst wenn alles dem Plan eines Heerführers Erfolg verspricht, ist es immer das sicherste, seinen Feind nie so weit zu unterschätzen, daß man ihn für unfähig zum Widerstande hält. Der Zufall behauptet stets sein Recht.
Selbst in dieser Schlacht wäre ein Mißverständnis für die Preußen beinahe verhängnisvoll geworden. Im Anfang zog der König 10 Bataillone des zweiten Treffens unter Kalcksteins Befehl zur Verstärkung Du Moulins vor und schickte einen seiner Adjutanten an den Markgrafen Karl mit dem Auftrage, den Befehl über das zweite Treffen während Kalcksteins Abwesenheit zu übernehmen. Der einfältige Offizier meldete dem Markgrafen aber, er solle das zweite Treffen mit seiner Brigade, die am äußersten Ende des linken Flügels stand, verstärken. Der König merkte das Versehen noch bei Zeiten und machte es schleunigst wieder gut. Hätte der Prinz von Lothringen die falsche Bewegung benutzt, so hätte er den linken Flügel der Preußen, der noch nicht an das Striegauer Wasser angelehnt war, in der Flanke fassen können. So hängt das Schicksal ganzer Staaten und der Feldherrnruhm oft an Kleinigkeiten, und ein einziger Augenblick entscheidet den Erfolg. Aber man muß gestehen, bei der Tapferkeit der Truppen, die bei Hohenfriedberg fochten, lief der Staat keine Gefahr. Kein Korps wurde zurückgeworfen. Von 64 Bataillonen kamen nur 27 ins Feuer und trugen den Sieg davon. Die Welt ruht nicht sicherer auf den Schultern des Atlas, als Preußen auf einer solchen Armee.
Man darf sich nicht wundern, daß die Österreicher nicht nachdrücklicher verfolgt wurden. Die Nacht vom 3. zum 4. war mit dem Anmarsch verbracht worden. Die Schlacht dauerte zwar nicht lange, war aber ohne Unterbrechung sehr anstrengend. Die Munition war verschossen. Bagage, Munition und Lebensmittel waren in Schweidnitz und mußten erst herangeholt werden. Die Korps von Wallis und Nadasdy, die an der Schlacht nicht teilgenommen hatten, bildeten den Nachtrupp der Österreicher. Sie hatten die Anhöhen bei Hohenfriedberg besetzt. Es wäre tollkühn gewesen, sie aus ihrer Stellung vertreiben zu wollen. Die Preußen standen auf der Anhöhe von Kauder, aber die von Hohenfriedberg lag ihnen zur Linken: man durfte also durch unbesonnenes Draufgehen nicht wieder verlieren, was man durch Klugheit gewonnen hatte.
Am nächsten Tage wurden Winterfeldt und Du Moulin zur Verfolgung des Feindes abgeschickt. Sie erreichten den Prinzen von Lothringen bei Landeshut. Er wartete sie nicht ab, hob sein Lager bei ihrem Anmarsche auf und befahl Nadasdy, seinen Rückzug zu decken. Winterfeldt griff Nadasdy an, schlug ihn in die Flucht und ver-