<233> sie durch Husaren verfolgen. Die Mettaubrücke brach bei ihrer wilden Flucht, und viele Panduren ertranken (11. September). Durch Lehwaldts tapfere Tat wurde es den Österreichern unmöglich, Verbindung mit Franquini zu bekommen. Sonst wäre den Preußen in ihrem Lager die Zufuhr abgeschnitten worden.
Fürst Lobkowitz ließ sich durch das Mißlingen mehrerer Pläne nicht abschrecken. Er machte beständig neue Projekte und versuchte zum dritten Male, sich Neustadts zu bemächtigen. Die Stadt wurde am 7. September von 10 000 Mann berannt. Der König erhielt erst am 12. Nachricht davon und schickte sofort Du Moulin und Winterfeldt zu Hilfe. Letzterer erzwang sich mit 300 Mann Infanterie vom Regiment Schwerin den Weg durch ein Gehölz, das von 2 000 Panduren verteidigt wurde. Die Ungarn verloren zwei Kanonen und wurden in eine tiefe Schlucht geworfen, die hinter ihrer Front lag. Beim Anmarsch der Preußen hoben die Österreicher die Belagerung von Neustadt auf und gingen über die Mettau in ihr Lager zurück. Tauentzien hatte sich in dem elenden Nest mit seinen an vielen Stellen geborstenen Mauern noch fünf Tage nach Eröffnung der Laufgräben gegen 10 000 Belagerer gehalten; diese hatten ihm in den beiden letzten Tagen sogar die Wasserleitungen abgeschnitten, welche die Stadtbrunnen speisten, und die Mauern mit zehn Kanonen beschossen, sodaß ein großes Stück einstürzte. Festungen, die von Vauban und Coehoorn angelegt sind, haben sich verhältnismäßig nicht so lange gehalten wie das schlecht befestigte Neustadt. Die Widerstandskraft einer Festung liegt also nicht ausschließlich in der Stärke ihrer Verteidigungsanlagen, sondern ebensosehr in der Tapferkeit und Umsicht des Kommandanten. Seit das Wasser fehlte, war Neustadt nicht länger zu halten. Gab man es aber auf, so war die Zufuhr der Lebensmittel gefährdet. Indes war die ganze Gegend ausfouragiert. Es wurde also Zeit, die Stellung zu wechseln. Die Mauern von Neustadt wurden zuvor zerstört.
Am 18. September ging die Armee bei Jaromircz über die Elbe und lagerte bei Chwalkowitz, ohne daß der Feind irgendwie Miene machte, Widerstand zu leisten. Von dem neuen Lager aus mußte General Polentz mit 1 000 Reitern und drei Bataillonen zur Deckung der Neumark und Oder gegen ein Korps von 6 000 Ulanen detachiert werden. Dieses Korps hatte König August in Polen ausgehoben. Es sollte nach Sachsen marschieren und sich mit seinen übrigen Truppen vereinen. Die andern Detachements kehrten indes zur Armee zurück. Du Moulin deckte ihren linken Flügel.
Am 19. machte die österreichische Armee ein Freudenfeuer zur Feier der Kaiserwahl des Großherzogs. Der Name „Kaiserliche Armee“ schmeichelte den Offizieren. Zwei Tage vergingen in Festen, bei denen alles betrunken war. Vielleicht wäre das der rechte Augenblick zum Angriff gewesen. Aber der König wollte seinen Feldzugsplan nicht ändern. Er beschloß deshalb, sein Lager nach Staudenz zu verlegen. Der Weg dahin geht durch ein Tal zwischen Wäldern und Bergen, die zum Silvawalde gehören. Franquini stellte sich beim Dorfe Liebenthal in Hinterhalt. Dort mußte die zweite Kolonne vorbeiziehen. Erbprinz Leopold, der sie führte, ließ den Wald von einigen