<25> hatte den Frieden von Belgrad geschlossen. Die Höfe von Wien, Madrid und Stockholm standen in gewisser Abhängigkeit von Frankreich. Seine Armee war 180 Bataillone zu 600 Mann und 224 Schwadronen zu 100 Mann, zusammen 130 400 Streiter stark, ungerechnet 36 000 Mann Milizen. Seine Flotte war beträchtlich; es konnte 80 Schiffe der verschiedenen Rangklassen einschließlich der Fregatten in Dienst stellen, und zur Bemannung waren an 60 000 verpflichtete Matrosen vorhanden. Die Einkünfte des Königreiches betrugen im Jahre 1740 sechzig Millionen Taler, von denen man aber zehn Millionen zur Zinszahlung der noch aus dem Erbfolgekriege stammenden Kronschulden abrechnen mußte. Kardinal Fleury nannte die Generalpächter, die die Steuern beitrieben, die vierzig Säulen des Staates, weil er den Reichtum der Pächter für die sicherste finanzielle Stütze Frankreichs ansah. Die für die Gesellschaft nützlichste Menschenklasse, die man das Volk nennt und die das Land bebaut, war arm und verschuldet, besonders in den sogenannten eroberten Provinzen. Im Gegensatz dazu glich der Luxus und die Üppigkeit in Paris vielleicht der Pracht des alten Rom zur Zeit des Lukullus. Auf mehr als zehn Millionen schätzte man in der Riesenstadt den Wert des Privatbesitzes an Silbergerät. Aber die Sitten waren entartet; die Franzosen, namentlich die Pariser, waren Sybariten geworden, in Wollust und Weichlichkeit entnervt.

Die Ersparnisse, die der Kardinal während seiner Staatsverwaltung gemacht hatte, gingen teils durch den Krieg von 1733, teils durch die furchtbare Hungersnot von 1740 verloren, welche die blühendsten Provinzen des Königreiches zugrunde richtete. Aus dem Unglück, das Law über Frankreich gebracht hatte, war doch etwas Gutes entstanden: nämlich die Südseegesellschaft, die im Hafen von L'Orient ihren Sitz hatte. Aber die Übermacht der englischen Flotten vernichtete in jedem Kriege aufs neue diesen Handel, den Frankreichs Kriegsmarine nicht hinlänglich zu schützen vermochte, und so konnte sich die Handelsgesellschaft auf die Dauer nicht erhalten.

Das war der Zustand Frankreichs im Jahre 1740: nach außen geachtet, im Innern voller Mißstände, unter der Regierung eines schwachen Fürsten, der sich und sein Reich der Leitung des Kardinals Fleury überließ.

In Spanien herrschte noch Philipp V., den Ludwig XIV. unter eignen schweren Verlusten auf den Thron gesetzt hatte. Er litt zu seinem Unglück unter Anfällen einer schwarzen Melancholie, die an Wahnsinn grenzte. Im Jahre 1724 hatte er zugunsten seines Sohnes Ludwig abgedankt, aber nach dessen Tode die Regierung wiederangetreten1. Jener Thronverzicht war gegen den Willen der Königin Elisabeth Farnese, geborenen Prinzessin von Parma, geschehen. Sie hätte die ganze Welt beherrschen mögen und konnte nur auf dem Throne leben. Man bezichtigte sie, den Tod des Infanten Ludwig, eines Sohnes Philipps V. aus dessen erster Ehe, beschleu-


1 Am 15. Januar 1724 hatte Philipp V. abgedankt, sein Sohn Ludwig starb am 31. August desselben Jahres an den Kinderblattern. und Philipp übernahm am 6. September die Regierung wieder